Hempel: Werden nicht amateurhaft in 1. Liga gehen
20.1.2003
Ringer-Verantwortliche feilen an konkretem Konzept
Rostock. Die Rostocker Ringer, deren Trainer und Betreuer und der Präsident des PSV, Dieter Hempel, sind sich jetzt einig, im Herbst wird in der 1. Bundesliga gestartet. Die sportliche Qualifikation mit dem 36:0-Durchmarsch in der 2. Bundesliga schaffte Tatsachen. Eigentlich war geplant, noch ein Jahr zu warten. Die jungen Sportler, die zumeist die Staffel der Kampfgemeinschaft PSV/ SV Warnemünde bilden, sollten weiter reifen. Ein Antrag auf Aufschub des Aufstiegs war jedoch vom Deutschen Ringer-Bund abgewiesen worden. Nun gibt es kein zurück, das entsprechende Geld muss her.
Noch Uneinigkeit über Höhe des Etats
Da besteht zwischen Hempel einerseits und den anderen wohl doch eine Differenz. Ringerchef Berthold Bitterling und Trainer Reinhold "Otto" Steingräber sprechen davon, dass der bisherige Etat vervierfacht werden müsse, "um einigermaßen bestehen zu können". PSV-Chef Hempel denkt nur an eine Verdreifachung. Allein diese Summe aufzubringen, ist nicht so einfach. "In der Ringer-Abteilung", so Hempel, "muss auch ein Sparsamkeits-Konzept bedacht werden". Mit rund 20 000 Euro sind Rostocks Ringer bisher über die "Saison- Runde" gekommen, was für eine Mannschaftssportart nicht üppig ist. Die Aufwandsentschädigungen für die Sportler halten sich in Grenzen, Reise- Entfernungen zu den Zweitliga-Konkurrenten waren beherrschbar. Nun wird vieles anders.
Hempel und die Abteilungsleitung sind sich einig, die Staffel muss verstärkt werden. In zwei oder drei Gewichtsklassen braucht man neue, leistungsstärkere Leute. Ringer-Chef Bitterling will in Berliner, in Brandenburger, zuvorderst aber in ehemalige Rostocker investieren, so dass seine Athleten-Riege mit dem "letzten Drittel der Tabelle" mithalten kann.
"Junge Leute" sollen Rückgrat bilden
Trainer Steingräber beabsichtigt nicht, eine total neue Truppe aufzustellen,. Er hält am Konzept fest, dass "unsere jungen Leute das Rückgrad bilden". Zu Leistungsträgern wie Norman
Lübke, Martin Buhz, René Hoppe oder auch Oliver Schadewaldt müssen Sportler kommen, die Punkte einbringen. Der schwergewichtige Thomas Tonn, der vor Jahresfrist nach Aue wechselte, will zurückkehren. Natürlich bei entsprechenden Rahmenbedingungen, also dem "Startgeld".
Lübke, Buhz bekommen Kämpfe, die sie brauchen
Von Lübke und Buhz ist bekannt, dass sie nicht nur Olympia-Ambitionen haben, sondern dass seit Jahren andere Vereine an ihnen interessiert sind. Sie blieben hier, haben versprochen - trotz finanziellen Zurücksteckens - weiter für Rostock zu starten. Mit der 1. Bundesliga werden sie zu den Kämpfen und Gegnern kommen, die sie brauchen, um ihren Athen-Traum vielleicht zu erfüllen. An dieser Stelle wird Ringer-Chef Bitterling immer giftig. "Es kann doch nicht sein", sagt er - mit dem Versprechen, das beim Liga-Ausschuss im kommenden Monat in Dortmund wieder vorzutragen - "dass irgendwelche Vereinsfürsten sich den Meistertitel zusammenkaufen, nur mit Geld unseren Sport kaputt machen". Im Dutzend werden Ex-GUS-Ringer geholt, die über den Trick griechischer Staatsangehörigkeit zu EU-Leuten werden. Die füllen die Staffeln auf, nehmen dem deutschen Nachwuchs die Plätze weg und alle Chancen, "und bei der WM oder EM werden unsere Jungen, die sich nicht entwickeln konnten, weggeputzt wie nichts."
Da werden und können die Rostocker nicht mitgehen. Hempel setzt auf die hiesige Versorgungswirtschaft als künftige Sponsoren. "Wenn wir an dritter oder vierter Stelle bei ihnen sind", so der PSV-Chef, "also hinter Hansa, macht das nichts. Hauptsache wir bekommen Unterstützung." Womit z. B. auch Ausbildungsplätze oder Arbeitsstellen gemeint sind. Mit E.dis hat es in der vergangenen Woche erste Gespräche gegeben. Dieser Betrieb soll den Anfang machen, andere müssten folgen, um soviel Geld zusammen zu bekommen, dass ruhig in die Erstliga-Saison gestartet werden kann.
"Wir werden nicht mit amateurhafter Haltung reingehen", verspricht Dieter Hempel. Ende des zweiten Quartals, also rechtzeitig, müsse alles geregelt sein. Bis dahin sind auch die Norddeutschen und die Deutschen Meisterschaften gelaufen, bei denen sich diesmal die Rostocker selbst nach Verstärkungen umsehen werden und nicht nur die Athleten-Abwerbung anderer abblocken. Bitterling und Steingräber bauen auf eine finanzielle Absicherung, die im September wirklich eine erstligataugliche Staffel ermöglicht. Die Rostocker Kampfgemeinschaft müsse so stark gemacht werden, dass sie nicht als total überforderte Riege nur "Schmerzensgeld" empfange.
Quelle: Wolfgang Knoll, Norddeutsche
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Rückzug aus 1. Liga? / Greizer Ringern fehlen 100000 Euro / Letzte Frist: 28. Februar
,,Werden noch mal alles versuchen''
VON STEFFEN LANG
Der Ringer-Erstligist RSV Rotation Greiz steht dicht vor dem tiefen Sturz in die Oberliga Thüringen. Den Vogtländern fehlen für die kommende Saison rund 100000 Euro, die Hälfte des veranschlagten Etats. Der Vorstand hat sich eine Frist bis zum 28. Februar gesetzt. Gelingt es bis dahin nicht, die fehlenden Mittel zusammenzubekommen, werden sich die Vogtländer aus der Liga zurückziehen.
,,Wir werden in den kommenden Wochen noch einmal alles versuchen. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht.'' Vorsitzender Peter Lippke gab sich am Montagabend auf einer Pressekonferenz des RSV Rotation Greiz kämpferisch. Doch die Bürde wiegt schwer, das Finanzloch, in das die Greizer Ringer im 71. Jahr ihres Bestehens zu fallen drohen, ist kaum noch einen Schritt entfernt. Satte 100000 Euro fehlen Lippke und Co. zu dem von ihnen veranschlagten Saisonetat 1. Bundesliga 2003 in Höhe von 200000 Euro.
Freilich: Die Greizer könnten ihren Etat zurückschrauben auf das, was da ist. Der KFC Leipzig soll, hieß es aus gut informierten Kreisen, vergangenes Jahr einen Etat von 50000 Euro gehabt haben. Doch die Messestädter kassierten auch eine hohe Niederlage nach der anderen. Das wollen die Greizer ihren Ringern, ihren Fans und ihren Sponsoren nicht zumuten. ,,Wenn Bundesliga, dann richtig. Eine Minimalvariante bringt keinem was'', bekräftigt Lippke den Standpunkt des Vorstandes. Der nimmt da lieber in Kauf, mit dreijährigem Aufstiegsverbot zurückgestuft zu werden - dahin, wo die zweite Mannschaft steht. Die ist gerade von der Regional- in die Oberliga (die niedrigste Klasse) abgestiegen. Allerdings läuft da noch ein Protest. Lippke weiß: ,,Oberliga hätte katastrophale Auswirkungen auf unsere Nachwuchsarbeit.'' Derzeit hat der Verein RSV Rotation 130 Mitglieder, die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche.
Die Gründe für die Finanzmisere beim vogtländischer Ringer- Bundesligisten sind schnell ausgemacht. Da ist zum einen die Konkurrenz (vor allem aus dem Süden Deutschlands), die in den vergangenen Jahren mit
Hunderttausenden von Mark und Euro um sich warf, um die Besten der Besten zu verpflichten. ,,Es gibt keine realistischen Marktpreise mehr'', so Lippke. ,,Doch so ist das nun einmal: Leistung wird heutzutage eingekauft.''
Doch das ist nur die eine Seite. Die andere ist, dass Handel, Gewerbe und Wirtschaft in Greiz, wie fast überall im Osten Deutschlands, am Boden liegen. ,,Es gibt in unserer Region fast kein Sportsponsoring mehr, sieht man von
Good-Will-Aktionen alter Bekannter ab'', hat Lippke ernüchtert feststellen müssen. Höhepunkt dieser Not des Vereins war vergangenes Jahr der Ausstieg des Hauptsponsors. Viele kleinere Sponsoren hielten und halten dagegen die Treue, haben sogar teilweise ihre finanziellen Zuwendungen verdoppelt. Doch das reicht eben nicht. Zumal gleichzeitig in der abgelaufenen dritten Bundesligasaison der Greizer nach der Euphorie im Aufstiegsjahr und dem sportlichen Erfolg 2001 (Halbfinale) so etwas wie Alltag eingekehrt ist. Am Sichtbarsten wurde das bei den Zuschauerzahlen. Die haben sich 2002 im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Gerade mal die Derbys gegen Markneukirchen und Jena zogen noch (fast) wie in alten Zeiten. Doch an Kämpfen gegen Neuss, Witten oder Aue ließ das Interesse der Fans stark nach. Gleichzeitig sanken auch die Zuwendungen von Gönnern um rund 30 Prozent.
Lippkes Fazit: ,,Wir sind ein Kleinstadtverein, der es sportlich sehr weit gebracht hat. Doch nun sind wir an unsere Grenzen gestoßen.''
Jammern wollen die Greizer aber nicht. Sie fügen sich nicht in ihr Schicksal, sondern haben jetzt noch einmal, ein letztes Mal alle Hebel in Bewegung gesetzt. Bundes- und Landtagsabgeordnete der Region wurden angesprochen, Stadt und Kreis gebeten, bei der Sponsorensuche zu helfen. ,,Wir haben durch die gute Medienarbeit bei uns ja auch einiges an Attraktivität zu bieten'', wirbt Lippke.
Eines wird es aber trotz aller Not nicht geben. Eine Kampfgemeinschaft mit einem benachbarten Verein. Zuletzt wurde eine solche mit Germania Markneukirchen (,,KG Vogtland'') angedacht. ,,Als der Vogtland-Anzeiger darüber berichtet hat, haben wir Dresche von allen Seiten kassiert. Wirtschaftlich und sportlich spricht alles dafür. Organisatorisch und von Seiten der Fans und Sponsoren alles dagegen'', so Lippke, nicht ohne Bedauern.
Quelle: Vogtland
Anzeiger, 22.1.03
Für Greizer Ringer steht die 1. Bundesliga auf der Kippe
Von Kathrin Hofmann Greiz (Ostthüringische Zeitung).
Die Ringer-Hochburg Greiz ist ernsthaft in Gefahr. Ob die Aktiven der ersten Mannschaft des RSV in der nächsten Saison noch in der 1. Bundesliga auf die Matte gehen, steht infrage. Denn im Budget fehlen derzeit gut 100 000 Euro, um die Bundesliga wirtschaftlich zu untersetzen. Damit ist etwa die Hälfte der Finanzen in der Schwebe, denn 200 000 Euro, so schätzt RSV-Präsident Peter Lippke vor Vereinsvertretern, Sponsoren und der Presse am Montag Abend, braucht man für eine vernünftige Saison in der 1. Bundesliga: "Entweder wir treten richtig an oder gar nicht. Eine Minimalvariante bringt keinem was". So wie die sportliche Platzierung der Mannschaft weise auch die wirtschaftliche Situation derzeit negative Vorzeichen auf, erklärt Lippke. Bis auf wenige Ausnahmeveranstaltungen habe sich die Zuschauerzahl fast halbiert, hinzu kamen Probleme im Kaderkreis, die so nicht vorauszusehen gewesen seien.
Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors im vorigen Jahr ist es wichtig für den RSV, einen neuen Hauptsponsor und weitere Co-Sponsoren zu finden. Reisekosten stehen in der 1. Bundesliga an, die Kampfrichter wurden nicht billiger, auch die Betriebskosten für die Halle sind aufzubringen, zwei Trainer stehen auf der Gehaltsliste des Vereins. Dazu müsse man Neuverpflichtungen realisieren, um das Niveau zu halten. In dieser Frage dürfe man sich nichts vormachen - zumindest in der 1. Bundesliga werde Leistung eingekauft.
Jammern will Montag in der Jahnturnhalle keiner, doch die Situation ist klar: Wenn der finanzielle Background nicht auf die Beine zu bringen ist, muss der RSV kleinere Brötchen backen. Nachdenklich stimmt in diesem Zusammenhang die Erfahrung, dass alle Vereine, die bisher aus wirtschaftlichen Erwägungen die 1. Bundesliga sausen lassen mussten, in der Bedeutungslosigkeit verschwanden. Hier geht es nicht nur um einen Imageverlust, vielmehr steht die Aufbauarbeit der Sportler, Trainer, Gönner und Sponsoren des Vereins sowie die Nachwuchsarbeit infrage, wie Dr. Wächter von der Vereinsbrauerei, einer der Hauptsponsoren, deutlich macht.
Der RSV will in der ersten Bundesliga an den Start gehen und versucht, bis zum 28. Februar die fehlenden Mittel aufzutreiben, übrigens nicht ohne sich bei all jenen herzlich zu bedanken, die den Ringern die Treue halten. Erste Gespräche mit Kommunalpolitikern signalisieren auch von dieser Seite Unterstützung. Doch Fakt bleibt: Der RSV braucht Greiz und die Region, um Greiz und die Region auch weiterhin bundesweit bekannt zu machen.
Quelle: Ostthüringische
Zeitung, 21.01.2003 |