Sachsenringer stiftet Fair-Play-Pokal 2002/2003

Fair-Play-Pokal für den SV Albrechts - SV Isaria Unterföhring Zweiter

Der Sachsenringer und als Verantwortlicher Jörg Richter bedankt sich recht herzlich für die Mitarbeit aller Einsender. Solche Geschichten, wie diejenigen, die hier eingegangen sind, sind aller Ehren wert und zeigen, dass gerade unser schöner Sport mehr ist als nur Wettkampf!

Es war sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen, einen "Sieger" unter den Einsendungen herauszufinden, schließlich ging jede einzelne Geschichte unter die Haut. So wurde auch mit Bedacht auf den Urkunden eine Platzierungszahl weggelassen.

Dennoch musste eine Entscheidung getroffen werden:

Für den Pokal wurde für den SV Albrechts entschieden, der trotz eigener Finanznot dem Sportfreund Uwe Zinnecker (AC Taucha), der bei der Jahrhundertflut im vergangenen Jahr Haus und Firma verlor, zwei Heimkampfeinnahmen spendete.

An zweiter Stelle kam der SC Isaria Unterföhring, der trotz verspäteter Anreise der Gäste aus Nürnberg den sportlichen Weg zur Ermittlung des Siegers wählte, auf der Matte um die Punkte kämpfte und sie sich nicht kampflos einstrich - wie es laut Regelwerk wohl möglich gewesen wäre. Keine alltägliche Geste, wie sicher jeder weiß!

Den dritten Rang erhielt Benedict Rehbein (AVG Markneukirchen) für eine überaus faire Kampfesweise gegen einen angeschlagenen Kontrahenten. Der Vorschlag, ihn in diese Wertung aufzunehmen, kam von der gegnerischen Mannschaft, dem RV Schneeberg!

Die drei Begebenheiten nachfolgend noch einmal ausführlich zum Nachlesen aufgeschrieben:

1. Platz: der SV Albrechts

Für den AC Taucha kämpft im Schwergewicht mit Uwe Zinnecker ein Ringer, dessen Existenz und Zukunft die Jahrhundertflut einfach weggespült hat. Das Familienunternehmen, eine Wäscherei bei Roßwein an der Mulde, stand vor dem Aus. Mehrere Tonnen Wäsche müssen nun wöchentlich auf andere Firmen verteilt werden, bis die nötigsten Reparaturen erfolgt sind. Nach der Wasserflut folgte die bürokratische Flut; wohl noch nervenaufreibender als die Wasserschäden ist der Schriftkrieg und die Warterei auf die versprochenen Hilfen.

Beim Punktkampf der 2. Bundesliga Ost zwischen dem AC Taucha und dem SV Albrechts gab es dann die Geste der Gäste aus Thüringen: Sie übergaben Uwe Zinnecker die Einnahmen des letzten Heimkampfes des SV Albrechts.

Wenn man bedenkt, dass dieser Traditionsverein, der im August 2003 sein 100-jähriges Jubiläum feiern wird, selbst stark abstiegsgefährdet ist, finanzielle Nöte- und eine sehr lange Verletztenliste hat, möchte man meinen, dass er nicht nur jeden Euro selbst benötigt, sondern auch einfach eigene Probleme zu bewältigen hat. In so einer Situation an jemanden zu denken, der in den letzten Wochen und Monaten Schweres durchmachen musste, verdient einfach Respekt.

Der große, kräftige Schwergewichtler war gerührt und erst einmal nicht in der Lage sich zu bedanken, wohl aber honorierten es die 300 Zuschauer mit dankbarem Applaus.

Diese Geschichte ist stellvertretend für viele Hilfsaktionen, die geschädigten Ringern im sächsischen Raum zuteil wurden und wofür sich auch der Ringer-Verband Sachsen ganz herzlich bedanken möchte. Die Anzahl der Hilfsaktionen hat gezeigt, dass die Ringer trotz aller Kämpfe auf und an der Matte eine große Familie sind und in der Not auch zusammenhalten.

2. Platz SC Isaria Unterföhring

Eine kleine Lektion in Sachen Fairness spielte sich beim Bayernligafinale der Schülermannschaften zwischen Unterföhring und Nürnberg ab. Beim Endkampf zwischen SC Isaria Unterföhring gab es im Rückkampf folgende Begebenheit:

Was bei so einem Finale schief gehen kann, ging schief. So erschien kein Schiedsrichter und musste erst mit vielen Telefonaten herbeigebracht werden. Mittendrin riefen die Ringer des SV Johannis Nürnberg an, sie ständen im Stau und könnten nicht rechtzeitig antreten. Es gab bei den Ringern und Verantwortlichen überhaupt keine Diskussion oder Überlegung, diesen Kampf auf dem Papier zu gewinnen. Alle wollten den Kampf ausringen. Obwohl es bereits die Dritte Begegnung war, bereits zweimal verloren wurde und der Hinkampf in Nürnberg mit nur einem Punkt Unterschied für Nürnberg ausging, war klar, man wollte auf der Matte entscheiden. Dies kam letztlich den Nürnbergern zugute, denn sie gewannen ihren dritten Bayerntitel.

Alle waren zwar enttäuscht aber nicht einer wollte diesen Titel unerkämpft haben.

Eine kleine Belohnung war der Gästebuch Eintrag der Nürnberger in der Homepage des SC Isaria Unterföhrung, der lautet:

"Ihr seid ein tolles Team und dazu noch total fair!!! Der Kampf war echt spannend, und der Stau hat sich für uns gelohnt!! FROHE WEIHNACHTEN und 'nen guten Rutsch!! Trainiert weiter so fleißig!!!! Ihr schreibt echt nette Sachen über uns!! Aber des mit den Cheerleadern müsst ihr uns net nachmachen!! Auf ein erfolgreiches Jahr!!
Ciao Willi Schindler
Pressewart
SC Isaria Unterföhring

3. Platz Benedict Rehbein (AV Germania Markneukirchen)

Ringen ist in den letzten Jahren härter geworden, die Härte beim Kampf um Punkte und Siege hat zugenommen.

Das Regelwerk wird dabei bis zur Schmerzgrenze (vielleicht auch ein wenig darüber hinaus) ausgenutzt um am Ende den Sieg zu erkämpfen, was ja auch völlig legitim ist.

Wenn sich ein Sportler am Knie verletzt und den Kampf angeschlagen fortsetzt, sticht es dann schon heraus, wenn sein Kontrahent das verletzte Knie nicht angreift bzw. ihn mit harten Attacken zur endgültigen Aufgabe zwingt. So sahen es Sportler, Funktionäre und ca. 300 Fans im erzgebirgischen Schneeberg, die um ihren angeschlagenen Steffen Dittrich bangten, der sich beim Regionalliga-Spitzenkampf gegen den AV Germania Markneukirchen II verletzte. Doch sein Kontrahent verhielt sich sportlich fair und brachte seinen Punktsieg nach Hause, ohne den angeschlagenen Gegner mit weiteren Angriffen zum verletzten Knie zur Aufgabe zu zwingen.

Das fand großen Applaus der Schneeberger an diesen fairen Gast, dessen Team am Ende auch den Mannschaftssieg davontrug.

Diese Begebenheit wurde eingeschickt vom Geschäftsführer des RV Schneeberg, Wolfgang Normann, und betraf den Markneukirchner Neuzugang Benedict Rehbein.

Holger Hähnel, 30.1.2003