"Noch e weng of meine Art laabn" 

Folk-Rock-Band Wind, Sand & Sterne veröffentlicht drittes Album "Alte Wurzeln - neie Triebe" 


Das CD-Cover von ''Alte Wurzeln - neie Triebe'' - [KLICK zum Vergrößern!]Das lange Warten der Fans von "Wind, Sand und Sterne" hat sich endlich gelohnt. Die Folk-Rock-Band um den charismatischen Frontmann Stefan Gerlach aus Dorfchemnitz präsentierte vor knapp drei Wochen zum Auftritt im Thalheimer Erzgebirgsbad erstmals ihre neue CD "Alte Wurzeln - neie Triebe". Auf ihr finden sich 14 Stücke, von denen elf aus der Feder der Bandmitglieder selbst stammen. Zu den in erzgebirgischer Mundart verfassten Songs von Gerlach (Gesang, Gitarre und Mundharmonika) und Christoph Rottloff (Bass, Konzertina, Gesang u.a.) hat Thorsten Reuter (Mandola, Gesang u.a.) neben dem Lied über die „Sperrgusch“ auch zwei hochdeutsche Stücke beigetragen. Damit ist der Silberling eine abwechslungsreiche Mischung, durch die sich doch eines wie ein roter Faden zieht: die Verbindung aus Tradition und neueren Einflüssen.

Die "Wurzeln", das sind bei Wind, Sand und Sterne vor allem die erzgebirgischen Musiktraditionen mit den für sie typischen Melodiebögen. Nicht nur Anton Günther prägte dies in seinen Liedern - auch schon vorher, in oftmals nur mündlich überlieferten Stücken finden sich solcherlei musikalische Phrasen. Beispielhaft dafür ist das Abschlussstück der CD, das "Noouo", ein alter erzgebirgischer Hirtengesang, den es so wohl noch nie in einer Veröffentlichung gegeben haben dürfte. 

Den urig arrangierten Stücken "In der Ritterschgrü" und dem "Buchholzer Lied" verleihen Wind, Sand & Sterne auf ihrer dritten Platte alten Charme zurück, was zur Folge hat, dass man sich als Hörer womöglich in einen von Spontaneität geprägten Hutzenabend hineinversetzt fühlt. Dazu passt vor allem die von Christoph Rottloff neu arrangierte "Ritterschgrü". Das Tschumperliedchen spottet über Eigenarten und Begebenheiten in verschiedenen Orten des Erzgebirges. Dass dabei auch die eine oder andere Spitze über aktuelle Geschehnisse aus dem Landkreis Stollberg nicht zu kurz kommt, gibt dem Stück noch das i-Tüpfelchen. 

Die Wurzeln sind für Stefan Gerlach aber auch die Helden des englischen und amerikanischen Folk und Rock, wie etwa Bob Dylan, Leonard Cohen oder die Rolling Stones. In ihrer Tradition stehen Stücke wie "Salling", "Of meine Art" oder "Dr libbste Saal", deren tiefsinnige Texte auch nach mehrmaligem Hören nicht an Glanz verlieren. In ihnen reflektiert "Stef", wie er von seiner stetig wachsenden Fangemeinde nur genannt wird, sowohl über die Vergangenheit als auch nachdenklich über Probleme der Gegenwart, etwa, wenn er im "Hamkehrlied" die Emotionen eines Pendlers beschreibt.

Die Rückseite von ''Alte Wurzeln - neie Triebe'' mit allen Titeln - [KLICK zum Vergrößern!]Neues schaffen und die Tradition darin weiterleben lassen, das wollte Stefan Gerlach in der Moritat "Stülper-Karl & Hanne Christ", die ihm besonders am Herzen lag und die in bergig anmutenden Melodienbögen aus dem Leben des Wildschützen und seiner Frau erzählt. Damit schaffen es die Musiker auf dieser CD so authentisch wie nie zuvor, ihrem ureigenen Anliegen des ehrlichen Umgangs mit alten regionalen Folk-Traditionen noch etwas näher zu kommen. Mit "Alte Wurzeln - neie Triebe" stellen sie sich auch bewusst gegen den derzeitigen Trend der oft mehr und mehr ins Volkstümelnde abdriftenden erzgebirgischen Folklore. In einem seiner Songs bringt Stefan Gerlach diese freimütige Einstellung auf den Punkt: "Iech möcht noch e weng of meine Art laabn, denn iech stieh an Schluss fer miech mol ei. Iech dät lieber noch fer irgndwos brenne, als bluß su e Rod im Uhrwark sei."

Die CD wird über kleinere Geschäfte der Region oder aber direkt bei Stefan Gerlach vertrieben. Den Kontakt kann man beispielsweise über die Webseite der Band unter der Adresse www.windsandundsterne.de oder telefonisch unter 037754/75248 aufnehmen. In einigen Wochen soll der Tonträger auch über die Geschäftsstellen der Freien Presse erhältlich sein.

Holger Hähnel, 22.09.2004