Olympische Spiele in Peking

Mirko Englich gewinnt Silber

Ergebnisse: Griechisch-Römisch / Freistil / Frauen 
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Bereits abgeschriebener Halbschwergewichtler kämpft sich in die Weltspitze

Peking - Na das war es doch! Jubel bei den deutschen Ringern, nachdem Mirko Englich (96 kg/KSV Witten/Leistungszentrum Frankfurt/O.) am Donnerstagmittag, bei den olympischen Ringerwettkämpfen der Griechisch-Römisch-Spezialisten die Silbermedaille im Limit bis 96 kg erkämpft hatte.

Zum Auftakt bezwang der 29-jährige DRB-Starter den Koreaner Tae Young Han nach 2:0 Runden (2:1, 2:2). Gleichzeitig die Sensation auf der benachbarten Matte, denn der Olympiasieger von 2007, Karam Gaber (Ägypten) verlor gleich sein erstes Duell gegen Elis Guri (Albanien) mit 1:2 Runden (4:2, 1:2, 1:1), so dass nicht der Ägypter, sondern Elis Guri der Viertelfinalkontrahent des Deutschen wurde. Den Albaner bezwang Mirko Englich mit 2:1 Runden (1:1, 6:0, 1:1) und zog mit diesem Erfolg ins Halbfinale ein, wo Adam Wheeler (USA) wartete. Doch auch den US-Ringer warf Englich mit einem Zwei-Runden-Sieg (2:1, 2:1) und starker Bodenabwehr aus dem Titelrennen und sicherte dem DRB damit die erste olympische Medaille nach 12 Jahren. Ob es Gold- oder Silber werden sollte, darüber entschied der Finalkampf gegen Aslanbeck Khushtov (Russland). Schon bei der Europameisterschaft 2008 in Tampere (Finnland) standen sich beide im Finale gegenüber. Im April siegte der Russe in zwei Runden und verwies Englich auf den Silberrang. Auch in Peking gewann Aslanbeck Khushtov die erste Runde. Im zweiten Durchgang hätte Englich ausgleichen können, hatte das Los gewonnen, doch drei Sekunden vor dem Ende des Durchgangs schaffte es der Russe doch noch, den DRB-Ringer zu werfen und sicherte sich damit die Goldmedaille.

Nach einigen Minuten wich der Ärger über diese knappe Entscheidung der 2. Runde bei Englich der Freude darüber, die olympische Silbermedaille errungen zu haben. "Das werde ich wohl erst etwas später richtig begreifen, was heute alles passiert ist", gestand Englich, überwältigt vom Jubel der mitgereisten Familie. Spätestens bei der Siegerehrung hieß es für den DRB-Ringer: "Silber gewonnen" - und nicht "Gold verloren".

"Trainer Levermann hat mir wieder auf die Füße geholfen"

Mirko Englich entschied sich nach den Weltmeisterschaften im Herbst 2007 in das Leistungszentrum Frankfurt/O. zu wechseln, um sich unter Trainer Jörn Levermann auf die Sporthöhepunkte des olympischen Jahres vorzubereiten. "Damals setzte keiner mehr einen Pfifferling auf mich. Vor allem nach der Europameisterschaft des Vorjahres und den Welttitelkämpfen in Baku 2007 war ich wohl bei nahezu allen unten durch", erzählte Englich vom schweren Neustart an der Oder. Doch Trainer Jörn Levermann schaffte das Unfassbare: "Ich habe Mirko Englich nicht immer wieder seine Schwächen vor Augen gehalten, sondern seine Stärken!" Beruflich begann Englich eine sportgeförderte Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann in Eisenhüttenstadt, die in dieser Art einmalig in Deutschland ist und auch die Mannschaft im Leistungszentrum Frankfurt/O. tat ein Übriges, um beim Wittener wieder alte Tugenden zu wecken. Bei den deutschen Titelkämpfen im März noch in der Kritik des Bundestrainers Maik Bullmann, eroberte Englich nur einen Monat später mit einer hervorragenden Kampfleistung den Vize-Europameistertitel. Ende Mai dann beim 2. Olympia-Qualifikationsturnier in Novi Sad (Serbien) sicherte sich Mirko Englich das Ticket nach Peking.

"Ich muss zugeben, dass auch ich mich in Mirko getäuscht habe, mit dieser Leistung hat er sich zurück in die Weltspitze katapultiert", musste Bundestrainer Maik Bullmann schon bei der Europameisterschaft in Tampere seine Meinung über den Halbschwergewichtler relativieren.

Nun die Leistung von Peking, mit der Mirko Englich den Ringkampfsport aus der Bedeutungslosigkeit riss. Es ist eine Silbermedaille, die in besonderem Licht erscheint, wenn man bedenkt, dass es das erste Edelmetall seit 1996 ist, das von einem deutschen Ringer erkämpft wurde. Damals holte Thomas Zander (82 kg/KSV Aalen) Silber, der heutige Bundestrainer Maik Bullmann (90 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) Bronze im griechisch-römischen Stil, sowie Freistilspezialist Arawat Sabejew (100 kg/VfK Schifferstadt) der ebenfalls Bronze gewann, die letzten Medaillen für den DRB bei olympischen Wettkämpfen.

Nun die Erlösung für die DRB-Ringer, die mit den beiden Frauen Alexandra Engelhardt (48 kg/KSG Ludwigshafen) und Ex-Weltmeisterin Anita Schätzle (72 kg/WKG Metternich-Rübenach) weitere Eisen im olympischen Feuer haben, die im nächsten Abschnitt des olymischen Turnieres in Peking, am Samstag und Sonntag, auf die Matten müssen.

Bericht vom Mittwoch: Peking (dpa) - Mit Dummheit eine mögliche olympische Bronzemedaille verspielt: Mit dieser Realität muss Ringer Konstantin Schneider zukünftig leben. Weil er sich in der Hoffnungsrunde des 74-kg-Limits im griechisch-römischen Stil gegen den Franzosen Christophe Guenot gleich drei Verwarnungen einhandelte, was zu Punkten für seinen Gegner führte, verlor er den Kampf mit 0:2 (1:2, 1:2) und schied aus. «Mit so schwachsinnigen Aktionen hat er alles verspielt», schimpfte Bundestrainer Maik Bullmann. Auch der nach nur einem Kampf gescheiterte Marcus Thätner bekam vom Coach sein Fett weg, da er sich nicht an Absprachen gehalten hatte.Für ein Novum sorgten die französischen Brüder Steeve und Christophe Guenots. Sie gewannen innerhalb von 60 Minuten zwei Medaillen. Steeve wurde Olympiasieger in der Klasse bis 66 kg, Christophe holte Bronze im 74-kg-Limit. Den Olympiasieg in dieser Klasse machte der favorisierte Georgier Manucar Kwirkelja perfekt.Schneider verschwand nach der überflüssigen Niederlage wortlos in der Kabine. Dafür wetterte Bullmann wie ein Rohrspatz. Zweimal musste Guenot in die Bankstellung, vermeintlich ein Vorteil für den Köllerbacher. Doch er täuschte verbotenerweise mehrmals nur einen Griff an, um ihn dann nicht auszuführen. Dafür handelte er sich Verwarnungen ein. «Der Mattenleiter hat völlig korrekt gehandelt. Ich habe noch gerufen: `Mach keine Spielchen`, aber er macht es trotzdem. So kann man nicht kämpfen, wenn es um eine Medaille geht», tobte der Coach, der zuvor mit der Leistung seines Schützlings zufrieden war.Schneider hatte den Algerier Messaoud Zeghdane sicher beherrscht, gegen Kwirkelja erwartungsgemäß aber keine Chance, obwohl er ihn bei der WM vor einem Jahr noch bezwungen hatte. «Der war eine Nummer zu groß», hatte Bullmann Schneider keinen Vorwurf gemacht.Von Thätner war Bullmann bitter enttäuscht. «Was seine eigentlichen Stärken sind, waren heute seine Schwächen», meinte der Coach. Besonders das Defensivverhalten wurde von Bullmann kritisiert. «Sich zweimal so einfach überrollen zu lassen, kennt man von ihm nicht. Und nach dem Rückstand hat er taktisch falsch gekämpft, konnte so nicht die entscheidenden Punkte aufholen», resümierte der Bundestrainer den Kampf gegen Darchan Bayachmetow aus Kasachstan, der im Halbfinale scheiterte. Thätner wollte die Kritik nicht gelten lassen. «Ich kann keine großen Techniken anwenden. Meine Stärken sind die Rollen. Und dazu kam es heute leider nicht», meinte der Olympia-Debütant aus Frankfurt (Oder).