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Bericht 2. Kampftag: RV Thalheim – SV Luftfahrt Berlin (17.10.20)
 

Drei-Tannen-Städter holen Luftfahrer auf den Boden

Im Vorfeld war ein enger Vergleich in der Regionalliga Mitteldeutschland zwischen dem RV Thalheim und dem SV Luftfahrt Berlin erwartet worden. Doch die Vorschusslorbeeren, die die Hauptstädter nach ihrem Erfolg in Gelenau erhielten, konnten sie im Endergebnis nicht zurückzahlen. Dabei hatte RVT-Trainer Steffen Richter noch am Freitagabend gebangt, überhaupt eine vollständige Mannschaft auf die Matte zu bekommen.

 
von Holger Hähnel
 

THALHEIM – So manch einer rieb sich am Samstagabend verwundert die Augen. Mit 19:0 leuchtete am Ende ein außergewöhnliches Resultat an der Beamer-Anzeige des Sportlerheims Thalheim auf. „Als ich das Ergebnis im Internet las, dachte ich im ersten Moment, dass der Kampf nicht stattgefunden hat oder es eine ganz klare Angelegenheit war“, erzählte Sachsens Ringer-Präsident Joachim Kühn, der sich die Begegnung eigentlich live in Thalheim anschauen wollte, dann aber kurzfristig verhindert war.

Doch von Klarheit kann im Detail nicht die Rede sein. Fünf der zehn Einzelerfolge der Hausherren gingen nämlich nur mit dem knappsten Resultat von 1:0 in die Mannschaftswertung ein. „Davon hätte es mindestens dreimal auch anders rum ausgehen können und dann wären wir schon ein Stück weit dran gewesen“, mutmaßte Berlins Trainer Swen Lieberamm, der wieder ein sehr junges Team ins Erzgebirge gebracht hatte. Sein Pendant auf Thalheimer Seite, Steffen Richter, sah das etwas anders: „Ausschlaggebend war, dass unsere Sportler, gerade bei den engen Vergleichen, den Sieg einfach mehr wollten.“

Zum Auftakt gelang den RVT-Athleten fast alles. Gastringer Adam Bienkowski (57 kg) sammelte Punkt um Punkt, ehe er die technische Überlegenheit gegen Magomed Murtazaliev von den Gästen hergestellt hatte. Richtig laut wurde es in der ausverkauften Traditionskampfstätte zum ersten Mal, als Thalheims Neuzugang Karl Marbach (130 kg) die über zwei Zehnter des polnischen Kraftpakets Lukasz Konera über die Matte rollte und am Ende 6:1 gewann. Noch dreimal 1:0 für die Drei-Tannen-Städter hieß es bis zur Pause, wobei besonders das Bruderduell zwischen Radek und Lukasz Dublinowski aufhorchen ließ. Seit 2016 waren die beiden siebenmal aufeinandergetroffen. Der ältere Radek hatte nur vor zwei Jahren einmal die Oberhand behalten, aber nun schaffte er es wieder. Damit hieß es zur Halbzeit 9:0 im Mannschaftsvergleich.

In den mittleren Gewichtsklassen hatte Thalheims Trainer Steffen Richter vorab Sorgenfalten auf der Stirn. Erst fiel Stammkader Lucas Kahnt (75 kg) aufgrund einer noch nicht ganz auskurierten Erkrankung aus und dann musste auch noch Gastringer Lukas Schöffler (80 kg) am Freitagabend kurzfristig absagen. „Für Lucas hatten wir mit Tim Hamann einen sehr guten Ersatz, aber die 80-Kilo-Klasse hätten wir auslassen müssen“, erzählt Richter. Zum Glück sprang Mannschaftskapitän Tobias Löffler ein und gewann im ungeliebten Freistil gegen Deward Stier in einem abwechslungsreichen Duell mit 9:7. Neuzugang Hamann (vom RV Lugau) erfüllte das in ihn gesetzte Vertrauern und rang dem starken Doa Küksar trotz eines leichten Gewichtsnachteil ein 2:2 ab und siegte aufgrund der höheren Einzel-Wertung.

Lob erhielten vom Coach nach der Pause auch Niclas Eichhorn (71 kg) und Niklas Ohff (75 kg). „Da wurde bis zur letzten Sekunde gefightet, gerade auch nach einem Rückstand“, schien der 54-Jährige besonders von der Moral bei seinen Schützlingen begeistert. Nichts zu meckern hatte Richter ebenso bei Chris Schneider (86 kg), der im Stil der letzten Saison weitermachte und per Punktsieg gegen Simon Papsdorf ganze drei der 19 Zähler auf dem Thalheimer Konto beitrug.

Die Freunde der Statistik waren bei solch einem Gesamtergebnis natürlich auch gefragt. „Das ist etwas Einmaliges, ich glaube, das gab es noch nie in dieser Form“, vermutete Hallensprecher Michael Thriemer. In der Tat ist ein „Zu Null“ in der langen Historie der Thalheimer Ringkämpfer eine Seltenheit. Zum letzten Mal gab es dies am 15. November 2003 und zwar ebenfalls gegen den SV Luftfahrt Berlin. Unter dem damaligen Trainer Jochen Schwarzer gelang ein haushoher 28,5:0-Triumph. Allerdings hatten die Gäste eine Gewichtsklasse unbesetzt. Diesmal wurde aber zehnmal wirklich gerungen – einen historischen Anstrich hat das 19:0 vom letzten Samstag also tatsächlich.


Hier geht's zu den Einzelresultaten: liga-db.de

 
Holger Hähnel, 18.10.2020. Fotos: Claudia Lohr-Werner.
 

Drei-Tannen-Städter holen Luftfahrer auf den Boden

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