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Bericht 7. Kampftag: 1. Luckenwalder SC – RV Thalheim (30.10.21)

Erster Auswärtssieg mit fadem Beigeschmack

In der Ringer-Regionalliga Mitteldeutschland ist unserer ersten Mannschaft in Luckenwalde im dritten Anlauf der erste Auswärtssieg der Saison geglückt – und damit zum Abschluss der Hinrunde die klare Verteidigung von Tabellenplatz drei. Überschattet wurde der hart umkämpfte 14:8-Erfolg von teils schweren Verletzungen auf beiden Seiten. Thalheim II hat indes wie schon in der Vorwoche auch beim 16:17 in Taucha erst im allerletzten Vergleich einen möglichen Erfolg verpasst.

Einzelergebnisse: Regionalliga | Landesliga

von Michael Thriemer
 

LUCKENWALDE – In der Haut von Kampfrichter Frank Lenk (Aue), der einige Jahre auch für Thalheim gepfiffen hatte, mochte man am vergangenen Samstag in der spärlich besetzten Fläminghalle (einzig LSC-Fan-Urgestein Peter Swietlik brüllt sich noch immer die Seele aus dem Leib) beim Vergleich um den Bronzeplatz in der Tabelle zwischen dem 1. Luckenwalder SC und dem RV Thalheim nicht gesteckt haben.

Zahlreiche knifflige Situationen hatte er zu bewältigen, wohlgemerkt ohne Videounterstützung. Die gibt es jedoch in Form des Livestreams, der später auch ins Internet gestellt wurde und einige umstrittene Szenen auflöst. Der Versuch eines sachlichen Berichts, ohne vor Ort dabei gewesen zu sein.

Schon im ersten Duell des Abends musste der Sanitätsdienst auf die Matte. RVT-Trainer Steffen Richter hatte umgestellt und bracht den eigentlich eher im klassischen Stil beheimateten Milan Nemeth bis 57 kg Freistil. Gegen Nachwuchsmann Simon Kock vom ehemaligen Deutschen Mannschaftsmeister, dessen Startberechtigung erst unmittelbar vor dem Kampf beantragt wurde, hatte der Ungar zunächst so seine Schwierigkeiten und geriet mit 0:2 in Rückstand. Erst nach einer Passivitätsermahnung folgte dann gegen Ende von Durchgang eins ein nennenswerte Angriff, der prompt in einem Überwurf mit anschließender Behandlung des jungen Gegners mündete. Im zweiten Abschnitt steigerte sich Nemeth, doch bedurfte es schon einer riskanten, aber sehenswerten Kopfrolle um den 9:2-Endstand zu sichern.

Gleich darauf hatte Chris Schneider (130 kg, klassisch) wieder einmal Schwerstarbeit zu verrichten. Gegen den zweifachen Olympiateilnehmer und ehemaligen Thalheimer David Válà, der zwar die 40 schon längst überschritten hat und doch noch immer wie eine Art Baumstamm beisammen ist, fielen genau zwei Wertungen. Nämlich je eine Passivitäts-Eins, nur leider die zweite und damit letzte für Válà, der keine Möglichkeit hatte am Boden zu punkten.

Im dritten Vergleich wurde es dann erstmals richtig haarig. Durch die Umstellung mit Milan Nemeth rückte Valentin Heinert (61 kg, klassisch) zum dritten Mal auswärts ins Team – und hielt gegen den ambitionierten Paul Bohn vom LSC zunächst sehr gut mit. Im Bemühen, einen Wurfversuch Heinerts abzufangen (Minute 1:25:13 im Video) kommt der junge Luckenwalder unglücklich zu Fall. Das im Kampfbericht der Gastgeber erwähnte Foul (Link zum Bericht) ist auch nach mehrmaligen Ansehen des Videos so nicht zu bestätigen, vielmehr handelt es sich um eine äußerst unübersichtliche Situation, bei der das Knie von Bohn verdreht wird. Zumal Valentin Heinert weißgott kein Kämpfer ist, der für unfaire Aktionen bekannt ist und bei genauem Hinsehen der zunächst wurfziehende Akteur ist – wohin also mit seinem rechten Bein? Tragischerweise verletzte sich sein Gegner dabei wohl schwer, weshalb wir von hier aufrichtig gute Besserung wünschen. Kampfrichter Lenk entschied gemäß dem Regelwerk und für ihn schwer zu sehender Lage auf Disqualifikation Heinerts.

Und auch im nächsten Vergleich war es ganz knapp – eine Unsportlichkeit entschied zuungunsten von Radek Dublinowski (98 kg, Freistil). Seinem Gegner, Oliver Kock, wird stets Kampf und Einsatz bis zu letzten Sekunde bescheinigt – bei Radek ist dies mit Sicherheit auch der Fall, womit sich ein spannender Verlauf bis zum Ende andeutete. So war es dann auch, in der ersten Halbzeit ging Kock durch eine Aktivitätszeit mit 1:0 in Führung, Radek konterte umgehend mittels Beinangriff zum 2:1 aus seiner Sicht. Kurz vor dem Ende des zweiten Kampfabschnitts bekam der LSC-Ringer erneut eine Aktivitätszeit zugesprochen – Ausgleich zum 2:2 wenige Sekunden vor dem Abpfiff. Dublinwoski fühlte sich aufgrund der höheren Wertung (zurecht) als Sieger und riss noch innerhalb der sechs Minuten beide Arme jubelnd und hüpfend in die Höhe. Dies wertete der Kampfrichter, durchaus nicht unberechtigt, als Unsportlichkeit und erteilte eine zusätzliche Verwarnungs-Eins an Kock, der damit 3:2-Sieger wurde. Radek war davon sicherlich selbst am meisten enttäuscht, doch darf ihm das als Routinier so nicht passieren.

Nach einer 0:6-Niederlage Florian Pohls (66 kg, Freistil) vor der Pause stand es somit 8:2 für die Gastgeber, doch sollte nun die Stunde der RVT-Akteure schlagen.

Gegen einen aufopferungsvoll stilartfremd und mit leichten Gewichtsvorteilen kämpfenden Alexander Biederstädt spielte Kevin Mehlhorn (86 kg, klassisch) zunächst seine Stärken am Boden aus und rollte zweimal, wurde jedoch beim Versuch einer dritten Rolle beinahe übertragen, was der Kampfrichter mit einer umstrittenen zwei für Biederstädt belohnte. Nun witterte der LSC-Athlet Morgenluft und ging im zweiten Abschnitt nach einem missglückten Wurfversuch Mehlhorns und daraus resultierender gefährlicher Lage gar mit 6:5 in Führung. Zunächst noch per unerlaubter, aber auch ungeahndeter Beinarbeit am Boden gehindert, zog Kevin dann doch noch die entscheidende Rolle zum 8:6-Endstand.

Gleich nachlegen konnte Leon Lange (71 kg, klassisch), der sich immer mehr als hervorragender – weil solider – Mannschaftskämpfer entpuppt. Beim 8:4-Punktsieg über Zelimkhan Soluev war es allerdings auch hier bis zuletzt ein Duell auf Messers Schneide – letztlich gingen bei insgesamt sechs RVT-Einzelsiegen acht der zehn ausgetragenen Kämpfe über die volle Distanz.

Sehr gut in Fahrt scheint inzwischen auch Krystian Brzezinski (80 kg, Freistil) zu kommen, der sich Woche für Woche mit teils deutlichem Gewichtsnachteil sehr kampfes- und angriffslustig präsentiert. Dies bekam auch sein junger Gegner Leon Kolbe zu spüren, den der Pole unter anderem mit einem schönen Armdrehschwung düpierte. Der Ausgleich zum 8:8 im Mannschaftskampf war geschafft un die beiden letzten Duelle im Weltergewicht mussten die Entscheidung bringen.

Auch in dieser Woche trat Tim Hamann (75 kg, Freistil) mit Gewichtsnachteil und noch dazu gegen einen der ehemals besten deutschen Ringkämpfer, Felix Menzel, an. Im Grunde ist festzustellen, dass die Drei-Tannen-Städter seit Saisonbeginn aufgrund der Ausfälle mit der halben Mannschaft nicht im angestammten Limit antreten. Menzel führte zunächst deutlich, Hamann glich zu Beginn des zweiten Abschnitts aus und es entwickelte sich ein Vergleich auf höchstem Niveau – mit dem besseren Ende für Tim, der ganz abgezockt auch den letzten, verzweifelten Beinangriff Menzels konterte – Chapeau!

Damit stand es also vor dem letzten Kampf 10:8 für die Zwönitztaler, und für unseren jungen Niclas Eichhorn (75 kg, klassisch) deutete sich in dem bislang ungeschlagenen Iraner Mohammad Damankhoshk ein ganz harter Brocken an. Dieser wusste natürlich um was es geht – ein Erfolg mit mehr als acht Zählern Differenz hätte den Gesamtsieg für sein Team bedeutet – und legte los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Nach einer guten Minute stand es nach Würfen und Takedowns bereits 10:0 für den LSC-Akteur, das hätte gereicht. Alles stand Spitz auf Knopf, als nach einer weiteren Passivitäts-Eins gegen Eichhorn und erneuter angeordneter Bodenlage die alles entscheidende Szene folgen sollte. Der LSC-Akteur setzte (im Video 6:38 vor dem Ende) zu einem verkehrten Ausheber an und beförderte Niclas senkrecht in die Höhe. Danach erfolgt ein – unzulässiges – umfassen des rechten Beines des Iraners (6:36) welches diesen offenbar so aus dem Tritt bringt, dass kurz darauf sein linkes Bein wegknickt und er mitsamt Eichhorn zu Boden geht. Aus dieser Lage ist das natürlich äußerst ungünstig, wodurch Niclas auf dem Kopf landete und eine Stauchung der Wirbelsäule hinnehmen musste. Wir hoffen an dieser Stelle und drücken die Daumen, dass nichts weiter geschehen ist.

Auch in diesem Fall entschied Kampfrichter Lenk auf Disqualifikation des Ringers, dieses Mal auf Luckenwalder Seite, und der 14:8-Auswärtssieg stand fest. Ein Phyrussieg, muss konstatiert werden. Allen verletzten Sportlern gute Besserung, alle Einzelergebnisse hier:


Statistik:

1. Luckenwalder SC – RV Thalheim 8:14

57 kg/f: S. Kock – Nemeth 0:2 (PS)
61/k: Bohn – Heinert 4:0 (DQ)
66/f: Arsanov – Pohl 2:0 (PS)
71/k: Soluev – Lange 0:2 (PS)
75/f: Menzel – Hamann 0:2 (PS)
75/k: Damankhoshk – Eichhorn 0:4 (DQ)
80/f: Kolbe – Brzezinski 0:3 (PS)
86/k: Biederstädt – Mehlhorn 0:1 (PS)
98/f: O. Kock – Dublinowski 1:0 (PS)
130/k: Vala – Schneider 1:0 (PS)


Landesliga Sachsen: AC Tauchau 1990 – RV Thalheim II 17:16

Knapper kann man nun tatsächlich nicht mehr verlieren, aber wie schon in der Vorwoche beim 14:16 gegen Pausa/Plauen II ist derzeit unserer zweiten Mannschaft das Glück nicht hold. Dabei hielt man in Nordsachsen alles offen, brachte aber von den sieben ausgetragenen Vergleichen (je ein Limit blieb auf beiden Seiten unbesetzt) nur drei klare Siege durch Erik Stoll (57 kg, klassisch), Nick Löffler (66 kg, klassisch) und Holger Hähnel (79 kg, klassisch) nach Hause – und damit einen weniger als die Gastgeber. Maik Hoeisel (98 kg, klassisch) fuhr die Punkte kampflos ein. 

Denkbar knapp mit 12:18 geschlagen geben musste sich in einem Vergleich mit 13 Wertungen und 30 Punkten Otto Lehmann (61 kg, Freistil), dem gegen Jonas Nientit nach klarem Rückstand nur ein Hauch fehlte, während Holger Hähnel nach spannendem Kampfverlauf und wechselnder Führung gegen Nachwuchsmann Hannes Thiesler auf eine seiner berühmten Techniken zurückgreifen konnte und noch Schultersieger wurde.

Trotz dieser Niederlage hat man noch alle Möglichkeiten, bei noch drei ausstehenden Vergleichen einen Medaillenplatz zu erreichen.

 
Michael Thriemer, 01.11.2021.
  

Drei-Tannen-Städter holen Luftfahrer auf den Boden

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