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Vorschau 2. Kampftag: RV Thalheim – RV Eichenkranz 1908 Lugau (31.08.24)

Derby-Blues zum Heimauftakt: Lugauer Ringer obenauf

Mit 16:14 hat sich der Regionalliga-Aufsteiger Lugau am Samstagabend beim Vorjahreszweiten Thalheim durchgesetzt und dem Erzgebirgsrivalen damit die erste Saisonpleite beigebracht. Den Grundstein legten die Gäste bereits vor der Pause. Im Vorkampf gewann Thalheim II gegen Taucha 20:12.


von Jürgen Werner („Freie Presse“)

THALHEIM – Aus- Aus- Auswärtssieg: Die mitgereisten Fans des RV Eichenkranz Lugau waren am späten Samstagabend im Sportlerheim des RV Thalheim nicht mehr zu halten. 16:14. Derbysieg. Und das als Aufsteiger in die Regionalliga beim Tabellenzweiten des Vorjahres. Jan Peprny grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Na, haste damit gerechnet?“ Von einer Sensation wollte der Coach der Gäste aber nicht sprechen. „Wir wissen, wozu wir in der Lage sind, wenn wir hier mit unserer besten Mannschaft antreten können.“

Eine Überraschung war das Resultat aber durchaus. Und die bahnte sich bereits zur Halbzeit an. 11:2 stand es da aus Sicht des RVE, der seine nominell stärksten Sportler zu diesem Zeitpunkt allerdings schon auf der Matte hatte. „Einen Kampf müssen die Lugauer noch gewinnen“, beurteilte Gornsdorfs Leichtathletik-Urgestein Joachim Hoffmann, der sich das spannende Duell anschaute, die Lage. Doch die große Aufholjagd blieb aus. Der drittletzte Kampf des Abends zwischen dem Thalheimer Leon Kolbe und Lugaus Syzmon Wojtkowski, beides Neuzugänge, brachte die Entscheidung.

Zwar legte Kolbe, ehemals in Luckenwalde aktiv, los wie die Feuerwehr und ging dank drei früher Rollen mit 6:0 in Führung. Doch danach machte der Pole Ernst, zielte immer wieder auf die Füße seines Kontrahenten – am Ende stand ein 22:6 auf der Anzeigetafel. „Leon kam mit diesen Fußangriffen überhaupt nicht zurecht“, ärgerte sich RV-Trainer Steffen Richter. Immerhin bekam er danach noch zwei Kantersiege seiner Männer zu sehen, die das Gesamtresultat freundlicher gestalteten. Mateusz Luszczynski, ein anderer Neuer, war gegen Lugaus Rückkehrer Tim Hamann nur Millimeter von einem Schultersieg entfernt, und auch Marek Vrba machte mit Nils Brendel kurzen Prozess.

Überhaupt waren es die ausländischen Ringer, die am Samstagabend die Akzente setzten. So überzeugte in den Reihen des RVT auch Michal Zelenka, der Toni Peprny ohne viel Federlesen auf die Schultern legte. Auf Lugauer Seite entschied gleich zu Beginn Iqbal Sakhizada ein unterhaltsames 61-Kilo-Duell gegen John-Luca Koch für sich, bei dem dem Thalheimer Leichtgewicht nach forschem Beginn am Ende sichtbar die Puste ausging.

Auf der anderen Seite des Spektrums fuhren Ondrej Dadak und Krzysztof Sadowik die erwarteten Siege ein – aber nicht mehr. „Ich hatte gedacht, dass einer von beiden einen Vierer holt“, so Peprny. Doch Dadak – im Vergleich zum Vorjahr mit deutlich weniger Gewicht auf den Rippen – stieß bei Martin Hettler auf mehr Widerstand als erwartet. Am Ende siegte nicht die Technik, sondern die pure Kraft – gleich siebenmal schob der Tscheche seinen Kontrahenten über die Mattenbegrenzung. Auch Sadowik, stets ein Punktegarant in den Reihen der Eichenkränze, hatte mit Radek Dublinowski einen äußerst unbequemen und zähen Gegner, der trotz körperlicher Unterlegenheit seine ganze Erfahrung ausspielte. „Mit ihm bin ich absolut zufrieden. Er hat gekämpft wie ein Löwe“, so Richter.

Härter ins Gericht ging der Thalheimer Coach mit Felix Franke, der im spektakulärsten Duell des Abends gegen den keineswegs übermächtigen, aber kampfstarken Marco Scherf mit 7:9 verlor. Der Lugauer führte 2:0 und geriet danach mit 2:7 ins Hintertreffen, um letztlich doch noch zu triumphieren. „Da muss man einfach mal den Kopf oben behalten. Einen solchen Vorsprung darf man sich nicht mehr nehmen lassen“, so Richter. Auch mit Rückkehrer Peter Haase (zuletzt drei Jahre bei Bundesligist Hösbach) war der Coach trotz dessen 2:0-Erfolg über einen sehr passiven, aber gut eingestellten Erik Negwer nicht ganz d‘accord. „Da hatte ich mehr erwartet.“ Der Angesprochene sah das an seinem 29. Geburtstag ebenso. „Drei Punkte hätte ich holen müssen, auch wenn es gegen Kontrahenten, die so wenig machen, schwierig ist, selbst zu glänzen“, sagte Haase, der sich zum Ziel gesetzt hatte, in dieser Saison ungeschlagen zu bleiben.

Etwas weniger ambitioniert gab sich derweil Leon Blachut nach seinem klaren 9:2-Erfolg über Thalheims Routinier Daniel Franke. „Weniger als fünf Kämpfe verlieren. Das ist mein Ziel“, so der 17-Jährige. Sogar ein bisschen ängstlich sei er in das Duell gegen den 45-Jährigen ehemaligen Veteranenweltmeister gegangen. Doch das legte sich auf der Matte schnell . „Daniel hat sich in ungewohnter Gewichtsklasse wieder gut in den Dienst der Mannschaft gestellt“, sagte Steffen Richter, der die Derbypleite insgesamt zwar nicht als Beinbruch, aber dennoch als ärgerlich bezeichnete. „Allerdings gab es nicht die eine Ursache. Hier haben viele kleine Dinge zusammengespielt“, so Richter, der – auch das habe hineingespielt – mit Maximilian Simon (Arbeit) und Dominik Jagusz (Nationalteam) auf zwei wichtige Protagonisten verzichten musste. Am kommenden Samstag sind die Thalheimer beim Staffelfavoriten Werdau gefragt, Lugau empfängt mit Germania Artern einen Liganeuling.

Jürgen Werner („Freie Presse“), 01.09.2024.

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