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Bericht 4. Kampftag: RV Thalheim – KFC Leipzig (30.09.23)

Sprung auf Silberrang nach Mattenkrimi

Spannung bis zur letzten Sekunde: Mit 15:14 siegten die Regionalliga-Ringer des RV Thalheim am Samstagabend gegen den bis dahin ungeschlagenen KFC Leipzig. Tragisch endete das Match für einen Debütanten.


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THALHEIM - Alfred Hitchcock hätte den Abend kaum besser inszenieren können. 15:13 hieß es nach neun Begegnungen zwischen dem gastgebenden RV Thalheim und dem KFC Leipzig. Allein das Duell des Thalheimers Maximilian Simon mit dem amtierenden EM-Dritten Kamil Czarnecki stand noch an. Eine unglaubliche Bürde also für die Neuverpflichtung: „Ich wusste, ich darf maximal einen Punkt abgeben, deswegen ging ich taktisch in den Kampf“, so der 23-jährige Ex-Markneukirchner. Die Halle bebte förmlich, als Simon gegen den polnischen Spitzenathleten nach Passivitätsvorteil und Bodenrolle 3:0 führte. „Die Fans pushten mich extrem nach vorn“, meinte Simon.

Doch noch war der sprichwörtliche Drops nicht gelutscht. Czarnecki marschierte vorwärts und drehte zur Halbzeit auf ein 4:3. Nach der Pause gab Simon eine Eins wegen Passivität ab, blieb aber in der Bodenlage stabil. Das bedeutete schließlich nur einen Mannschaftspunkt für Leipzig. Simon rannte seinen Trainern in die Arme und die Zuschauer bejubelten den Gesamtsieg. „Das fühlte sich an, als wären die 300 Leute laut wie 10.000. Es war so geil“, zeigte sich der Neuzugang begeistert von der Stimmung.

Bis zu diesem fulminanten Finale hatte sich die Dramaturgie immer weiter zugespitzt. Am Anfang des Kampfabends sah es noch nach einem klaren Ding für die Gastgeber aus. Im vorgezogenen 71-kg-Vergleich brillierte Niclas Eichhorn mit einer selten gesehenen „Reckhoff“-Technik und baute die Führung bis zum 8:0 aus. „Niclas ist derzeit in einer richtig tollen Form“, lobte RVT-Trainer Steffen Richter. Er hatte einige taktische Umstellungen vornehmen müssen, da sowohl die beiden Punktgaranten Dominik Jagusz und Zsombor Gulyás als auch Leichtgewichtler Leon Lange nicht zur Verfügung standen.

Die anfängliche Führung der Thalheimer baute Adam Bienkowski auf 6:0 aus. Der 33-Jährige ackerte gegen den unbequemen Tim Krasnickij bis ganz zum Schluss, selbst als der Sieg schon lange in Sack und Tüten war. Einen Joker hatten die Leipziger dann im Superschwergewicht aufgeboten. Tomasz Wawrzynczyk, Dritter der Junioren-EM 2021, schöpfte das Gewichtslimit fast vollständig aus. So konnte Martin Hettler zwar im Stand mithalten, hatte aber gegen die 30-Kilo-Übermacht am Boden keine Chance.

Einen vorläufigen Höhepunkt sahen die Fans kurz vor Ende der ersten Hälfte. Routinier Daniel Franke wurde am Boden vom jungen Heißsporn Marcel Grünwald gekontert, konnte aber vor der Pause zum 3:3 ausgleichen. In den zweiten drei Minuten entspann sich ein Duell auf Biegen und Brechen. Zunächst 4:3-Führung für Franke aufgrund von Passivität. Kurz danach musste er selbst in die Bodenlage und wollte einen Gegenangriff starten. Doch das war zu viel Risiko und Grünwald zog die Rolle durch – 4:5-Rückstand Franke 50 Sekunden vor Schluss. Der 44-Jährige schien herausgefordert, ging nun unentwegt vorwärts, konnte den KFC-Athleten zweimal aus der Zone befördern und siegte noch 6:5. „Das war vielleicht taktisch nicht optimal von Daniel, aber mit seinem riesen Kämpferherz hat er das Ding rumgerissen“, kommentierte Steffen Richter. Zu diesem Zeitpunkt stand es im Mannschaftskampf 7:4.

In der Folge ging je ein Kampf kampflos an beide Mannschaften, ehe Dennis Aleksandryuk die Hausherren mit einem ungefährdeten 16:1 weit in Front brachte. Zum Ende hin kamen die Messestädter bedrohlich nahe. Schuld war die verletzungsbedingte Aufgabe von Ricco Tewellis. Der Neu-Thalheimer lief das erste Mal in der Regionalliga auf und brannte gleich ein Feuerwerk an Techniken gegen Roman Chernov ab. „Ganz stark, wie er hier mit seinen Standtechniken gepunktet hat“, so Richter. Kurz darauf hatte er immer wieder Probleme mit der Kniescheibe, was schließlich zur Aufgabe führte. Somit schmolz die RVT-Führung auf drei Zähler. Im vorletzten Duell konnte Florian Pohl fast gewinnen, gab aber nur einen Teampunkt ab, so dass die Bühne frei war für den letzten Akt von Maximilian Simon.

In der Tabelle können sich Thalheimer mit diesem Sieg nach vorn arbeiten und auf dem Silberrang hinter Aue platzieren. Der Trainer der Gäste, die vorher auf dem Vizeplatz gelegen hatten, zeigte sich mit dem Schlussergebnis keineswegs enttäuscht: „Wir haben ein sehr junges Team, das wir nach und nach aufbauen möchten. Diesmal haben Erfahrung und Wille den Ausschlag für Thalheim gegeben“, so Kirk Haupt vom KFC Leipzig. Bereits im Vorkampf zwischen den beiden zweiten Vertretungen war es zum Aufeinandertreffen der Trainer gekommen. Dort hatte Haupt gegen Steffen Richter mit 7:1 die Oberhand behalten. Der Gesamtsieg ging aber auch dort mit 16:13 knapp an die Erzgebirger.

Statistik:

57 kg/f: Bienkowski – Kranickij 3:0 (PS)
61/k: Franke – Grünwald 1:0 (PS)
66/f: unbesetzt – Richter 0:4 (KL)
71/k: Eichhorn – Bekov 3:0 (PS)
75/f: Pohl – Moleiro 0:1 (PS)
75/k: Simon – Czarnecki 0:1 (PS)
80/f: Aleksandryuk – Holstein 4:0 (TÜ)
86/k: Tewellis – Chernov 0:4 (Aufgabe)
98/f: Sadowski – unbesetzt (KL)
130/k: Hettler – Wawrzynczyk 0:4 (TÜ)

Holger Hähnel, 01.10.2023. Fotos: Claudia Lohr-Werner.

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