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Bericht 1. Kampftag: FC Erzgebirge Aue – RV Thalheim (09.09.23)

Top-Derby bringt Spannung bis zur letzten Minute

Regionalliga Mitteldeutschland: Vorjahresmeister FC Erzgebirge Aue geriet zum Auftakt gegen den RV Thalheim mächtig unter Druck. Letztendlich brachten die Trümpfe nach der Halbzeitpause den 17:13-Erfolg für die Veilchen. 


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von Holger Hähnel 

AUE – Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter. Im letzten Duell hatten die Hausherren vom FCE den Gesamtsieg gegen den RV Thalheim perfekt gemacht. „Ein geileres Derby zum Start kann man sich eigentlich nicht denken“, jubelte Aues Chef-Coach Björn Schöniger. Doch auch die Gäste gingen diesmal erhobenen Hauptes aus der Halle, denn nach dem 0:40 fast genau ein Jahr zuvor gewann das Team von Trainer Steffen Richter vier der zehn Vergleiche und ließ vor allem mit seinen Neuzugängen aufhorchen. Im Landesliga-Vorkampf hatte Aue II mit 13:10 gegen die zweite Vertretung der Thaleimer gewonnen.

Die Entscheidung fiel erst in der Abschlussbegegnung bis 75 Kilogramm (griechisch-römisch) zwischen FCE-Punktegarant Mate Krasznai und Thalheims Neuverpflichtung Maximilian Simon. „Das war schon Bundesliga-Niveau, was die beiden hier gezeigt haben“, analysierte Steffen Richter. Physisch schien der Ungar im Vorteil, der Neu-Thalheimer setzte vor allem sein unglaubliches Bewegungsgefühl ein. Als Simon nach viereinhalb Minuten plötzlich 4:2 in Front lag, sorgte das für Gänsehaut auf Thalheimer Seite. Es folgte ein offener Schlagabtausch in den letzten Sekunden. Zunächst zum Gleichstand auf 4:4 und schließlich eine Aktion zum 6:4 für Krasznai. „Das war ganz haarscharf, da hätte man auch ein 2:2 statt eines 2:0 geben können“, konstatierte Björn Schöniger.

Doch das war nur das Finale eines dramatischen Kampfabends. Vor allem in der ersten Halbzeit hatten die Thalheimer den Favoriten mächtig geärgert und lagen zur Pause sogar mit 10:4 vorn. „Da ist mir schon ein bisschen schlecht geworden“, schilderte der Auer Trainer seine Gefühlslage angesichts des deutlichen Rückstands. Thalheim gab mit Adam Bieńkowski (57 kg), Daniel Franke (61 kg) und Dominik Jagusz (66 kg) in den unteren Gewichtsklassen klar den Ton an. Bieńkowksi erkämpfte sich gegen Aues Nachwuchstalent Finn Weiß Punkt um Punkt, vor allem durch seine Bodenrollen und kam dadurch zur Halbzeit auf eine stattliche 11:0-Führung, die er danach noch auf 15:0 ausbaute.

Eine Überraschung lieferte auf Thaheimer Seite Dominik Jagusz gegen den 15 Jahre älteren Philipp Herzog. Der Pole, in diesem Jahr Fünfter der Kadetten-EM, marschierte von Beginn an vorwärts und stand sogar kurz vor einem Überlegenheitserfolg. 

In den schweren Limits hatten sich die Gastgeber wohl mehr Punkte erhofft. So gelangen Aues Neuzugänge Marcel Albini (130 kg) und Aslan Mahmudov (98 kg) jeweils nur zwei Team-Zähler. Bei den Superschweren lieferte Thalheims Neuverpflichtung Martin Hettler einen sauberen Einstand ab, denn mit 0:6 Punkten konnte er die Niederlage gegen den sage und schreibe 31,5 kg schwereren Tschechen im Zaum halten. Wenig Aktionen sah man beim Kampf von Aslan Mahmudov gegen Thalheims Dauerbrenner Radek Dublinowki. Erst in der vierten Minute drehten beide etwas auf und Dublinowski wehrte die erste ernsthafte Attacke des Auers ab. Am Ende ein 3:0 für den Neuzugang der Lößnitztaler, das im Wesentlichen Aufgrund von Passivitätswertungen zustande kam.

Lob gab es vom FCE-Trainer für Oldie Pierre Vierling. „Pierre hat sich ohne Umschweife bereiterklärt zu ringen, nachdem Steven Ecker am Mittwoch wegen Krankheit abgesagt hatte. Dass er eine vorzeitige Niederlage gegen Daniel Franke verhindern konnte, war richtig stark“, so Björn Schöniger über den 46-Jährigen.

Die 350 Zuschauer in der Auer Neustadt, davon ein Drittel Thalheimer Schlachtenbummler, sahen in der zweiten Halbzeit dann die Trümpfe des FCE stechen. Der WM-Fünfte Laszlo Szabo (86 kg) nahm Tobias Löffler in zwei Minuten sechs Zähler ab. Bei der letzten Aktion verletzte sich der Thalheimer Mannschaftskapitän am Knie und musste aufgeben. Spektakulär wirbelte anschließend Dawid Ersetic (71 kg) sein Gegenüber Leon Lange per Kopfschleudern zum 17:0 nach 46 Sekunden durch die Luft. Zu dem Zeitpunkt dürfte sich das Bauchgrummeln von Björn Schöniger wieder beruhigt haben, denn sein FCE lag mit 12:10 in Führung.

Doch die Richter-Schützlinge kamen noch einmal zurück. Im Duell der beiden Junioren zwischen Aues Tony Lehmann und Dennis Aleksandryuk (80 kg) siegte der Thalheimer Neuzugang deutlich mit 12:2. „Das war richtig abgezockt von ihm“, lobte der RVT-Trainer. Nun hieß es vor den abschließenden Weltergewichtsvergleichen also 12:13. William Stier (FCE) legte gegen den aufgerückten Florian Pohl los wie die Feuerwehr, wurde nach der ersten Aktion aber gleich gekontert und fand sich kurzzeitig in der gefährlichen Lage wieder. Wenige Sekunden später dann ein spektakulärer Hüftwurf von Stier und die Halle tobte – zumindest die Fans der Veilchen. Über 40 Sekunden hielt sich Pohl in der Brücke, doch am Ende wurde es ein Schultersieg für den Auer, der sein Team vor dem letzten Vergleich wieder mit 16:13 nach vorn brachte. 

„Ein Lob an die Thalheimer, die uns hier echt in Schwierigkeiten gebracht haben. Wir wollen natürlich unseren Titel verteidigen, da war das heute schon die erste schwere Hürde“, so die Einschätzung von Björn Schöniger. Seine Mannschaft hat kommenden Samstag bereits das nächste Derby gegen Gelenau vor der Brust, während die Drei-Tannen-Städter zu Hause gegen Aufsteiger Werdau antreten.

Statistik:

57 kg/f: Weiß – Bienkowski 0:4 (TÜ)
61/k: Vierling – Franke 0:3 (PS)
66/f: Herzog – Jagusz 0:3 (PS)
71/k: Ersetic – Lange 4:0 (TÜ)
75/f: Stier – Pohl 4:0 (SSi)
75/k: Krasznai – Simon 1:0 (PS)
80/f: Lehmann – Aleksandryuk 0:3 (PS)
86/k: Szabo – Löffler 4:0 (AS)
98/f: Mahmudov – Dublinowski 2:0 (PS)
130/k: Albini – Hettler 2:0 (PS)

Holger Hähnel, 10.09.2023. Fotos: Claudia Lohr-Werner.

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