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Bericht 12. Kampftag: RV Thalheim – RV Eichenkranz Lugau (08.11.25)

Nicht zu bremsen: Thalheimer fegen Lugauer von der Matte

Selten ist das Regionalliga-Derby zwischen den Ringern des RVT und des RVE so einseitig verlaufen wie am Samstagabend. Von Beginn an liefen die Gäste der Musik hinterher – und einer ihrer Akteure kassierte am Ende sogar Pfiffe. Im Vorkampf hatte bereits Thalheim II gegen Taucha klar mit 25:8 gewonnen.


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THALHEIM – Akteure des Gegners auszupfeifen, erlebt man im Fußballstadion öfter – beim Ringen hat dieses Gebaren Seltenheitswert. Im Regionalligaderby zwischen dem RV Thalheim und dem RV Eichenkranz Lugau am Samstagabend war es aber doch mal soweit. Zur Zielscheibe des Unmuts seitens des Publikums wurde ausgerechnet einer, der normalerweise wenig Anlass zur Kritik gibt. Noch in der vergangenen Saison räumte Szymon Wojtkowski mit Leichtigkeit alles von der Matte, was ihn die jeweiligen Gegner vor die Nase gesetzt hatten. Doch in diesem Jahr wirkt der Pole in Diensten der Lugauer alles andere als fit.

Schon vor Wochenfrist daheim gegen Gelenau nahm er sich immer wieder Kunstpausen während seines Kampfes – und dies trieb er in Thalheim nun zum Äußersten. Bereits nach wenigen Sekunden griff er sich erstmals an die rechte Schulter, rief nach Behandlung – und wiederholte diese Prozedur noch weitere vier Male, reizte die ihm zur Verfügung stehende Verletzungszeit von zwei Minuten häppchenweise aus. „Zwischendurch habe ich mir überlegt, ob ich das Handtuch auf die Matte werfe“, sagte sein Coach Jan Peprny. Weil es der letzte Kampf des Abends war und er das Derby nicht auf diese Weise beenden wollte, habe er es aber sein gelassen.

Als physisch stärkerer Ringer gewann Wojtkowski sein Duell übrigens trotzdem knapp mit 9:7 – einfach, weil er seinen Kontrahenten Leon Kolbe ausreichend oft über den Mattenrand schob. Der zeigte sich hinterher nicht sehr amüsiert. „Diese ständigen Unterbrechungen waren schon ziemlich nervig“, so der Thalheimer, der im Vorfeld mit einer höheren Niederlage gerechnet hatte – im Vorjahr hatte er gegen den Polen zwei Packungen kassiert. „Leider ist mir zum Ende hin auch selber die Puste ausgegangen“, so Kolbe, der ein Versprechen abgab. „Beim nächsten Mal knacke ich ihn.“

Diese etwas skurrile Episode zum Abschluss darf die wahren Kräfteverhältnisse an diesem Abend allerdings nicht verschleiern. Denn die Gastgeber fuhren einen Derby-Erfolg ein, der in der Politik wohl als Erdrutschsieg durchgehen würde. Wie ein Sturm fegten sie über die Eichenkränze hinweg, siegten mit 21:3, und nahmen nach dem 20:11 im Hinkampf nun endgültig Revanche für die zwei überraschenden Pleiten in der vergangenen Saison. „Wir wir aufgetreten sind, das war schon ein Ausdruck deutlicher Überlegenheit“, wählte RVT-Coach Steffen Richter, der bis auf Finn Kühn in Bestbesetzung antreten konnte, hinterher diplomatische Worte. Sein Gegenüber hatte dagegen schon nach dem ersten Duell die sprichwörtlichen Faxen dicke. Da führte sein Schützling Iqbal Sakhizada gegen Daniel Franke eingangs der letzten Minute mit 9:0. Doch dann musste der Afghane wegen Passivität in die Bodenlage – und das Unheil nahm seinen Lauf. Franke, mittlerweile 46 Jahre alt, bog das Duell mit all seiner Erfahrung noch um und nutzte dabei die Schwäche seines Gegenübers bei der Rollenabwehr gnadenlos aus. „Ohne die Bodenlage“, gestand der Routinier hinterher freudestrahlend, „wäre es wohl nichts mehr geworden.“

Derart beflügelt, legten die Hausherren gleich nach. Freistiler Dominik Klann, der in der Rückrunde das Superschwergewicht bei den Thalheimern besetzt, ließ dem für diese Gewichtsklasse viel zu leichten Toni Peprny nicht den Hauch einer Chance. Als danach auch noch Steve Brylla nach einer Steigerung im zweiten Durchgang Danish Sakhizada niederrang, stand es bereits 8:0. Das freute auch die Landesliga-Fußballer des SV Tanne Thalheim, von denen einige nach ihrem Einsatz gegen Tapfer Leipzig abends noch nebenan im Sportlerheim vorbeischauten. „So oft machen wir das nicht, und wir haben vom Ringen auch nicht viel Ahnung“, gab Abwehrspieler Anton Wendler zu. Aber im Derby gegen die Lugauer, da sei Unterstützung natürlich Ehrensache, fügte sein Vater und Coach René Wendler an.

Sukzessive bauten die Hausherren ihren Vorsprung aus. So fuhren Dominik Jagusz und Michael Zelenka vorzeitige Siege ein, auch Igor Szucki hatte gegen Yasin Salamov kaum Schwierigkeiten. Dasselbe gilt für Felix Franke, der sich am Ende allerdings eine Unachtsamkeit leistete und sich beim Stand von 10:2 von Erik Negwer noch einmal von der Matte drängen ließ – und dadurch einen Mannschaftspunkt liegenließ. Kein großes Ding, vom Trainer aber aufmerksam registriert.

Bei den Lugauern gab es nur wenige Lichtblicke. So wie Marco Scherf. Der Routinier bewies gegen den jungen Vin Bräuer in dessen erstem Regionalliga-Heimkampf wieder einmal sein Löwenherz und drehte einen Rückstand noch um. Einen knappen Punktsieg fuhr zudem Ondrej Dadak gegen Karl Marbach ein.

Kommenden Samstag müssen die arg gerupften Lugauer nun daheim gegen Tabellennachbar Artern ran und wollen sich dort für ihre überraschende Hinkampfpleite revanchieren. Die Thalheimer reisen zu Schlusslicht Hannover – dort steht nur ein Sieg zur Debatte.

Jürgen Werner ("Freie Presse"), 10.11.2025.

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