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Bericht 3. Kampftag: RV Eichenkranz Lugau – RV Thalheim (13.09.25)

Derbysieg mit dickem Wermutstropfen

Souverän mit 20:11 haben die Regionalligaringer des RV Thalheim am Samstagabend ihr Derby beim RV Eichenkranz Lugau gewonnen. Der Sieg beim Rivalen, der erste seit längerer Zeit, war allerdings teuer erkauft. Zeitgleich schafft der RVT II in Taucha ein 15:15-Unentschieden.


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LUGAU – Der zweite Kampf im Derby zwischen den Ringern des RVE Lugau und des RV Thalheim ist fast zu Ende. Unbarmherzig tickt die Uhr herunter. Ondrej Dadak weiß, er muss irgendetwas tun. Mit einem Punkt liegt der Superschwergewichtler gegen Karl Marbach in Rückstand. Ungerechtfertigt, wie er findet – in Bodenlage soll er verbotenerweise Beinarbeit gemacht haben. „Da ist nichts gewesen“, wird er später sagen. Nun stemmt sich der Tscheche gegen die drohende Niederlage, doch die Hände sind glitschig und sein Gegner steht stabil wie eine alte Eiche. Dann, Sekunden vor der Schlusssirene, passiert es doch. Dadak bringt den Thalheimer Neuzugang aus der Fassung und macht ihn fest. Schultersieg: Freudestrahlend marschiert der Lugauer auf seinen Trainer zu. Das Drama, das sich hinter ihm abspielt, sieht er nicht.

Dort liegt Karl Marbach noch immer auf dem Rücken. Der Erste, der reagiert, ist Toni Peprny. Ein kurzer Sprint, schon ist er bei dem Thalheimer. Eile ist geboten, denn dem gebürtigen Greifswalder, der jüngst vom Bundesligisten Lichtenfels kam, geht es nicht gut. Das registriert nun auch das Publikum, plötzlich ist es mucksmäuschenstill im Bahnhofsgebäude. Minutenlang wird der 25-Jährige behandelt, dann kann er mit Hilfe immerhin die Matte verlassen. Erste Diagnose: ein ausgekugelter großer Zeh. „Der Zeh stand quer“, sagte Thalheims Trainer Steffen Richter nach dem Ende des Regionalligavergleichs, den sein Team am Ende souverän mit 20:11 für sich entschied. Ein Sieg, über den sich der 59-Jährige aber eben nur bedingt freuen konnte. Ondrej Dadak, das stellt er klar, trage an der Verletzung keinerlei Schuld. „Trotzdem ist das Ganze ein dicker Wermutstropfen“. Wie lange sein Sportler ausfallen wird, ist offen.

In der vergangenen Saison hatten die Thalheimer beide Duelle gegen den Rivalen verloren. Und auch diesmal sah es zu Beginn gut für die Gastgeber aus. Schon vor Dadaks Schultersieg hatte Iqbal Sakhizada nicht einmal zwei Minuten benötigt, um RVT-Ersatzmann Valentin Heinert im Fliegengewicht von der Matte zu fegen. Doch beim Stand von 8:0 war Schluss mit der Lugauer Herrlichkeit – fortan lief nicht mehr viel zusammen. Dabei verkaufte sich Makar Panov gegen den 30 Jahre älteren Daniel Franke noch recht gut, ebenso wie RVE-Neuzugang Yasim Salamov gegen Radoslav Dublinowski. Beim 4:4 entschied lediglich die höhere Einzelwertung zugunsten das Thalheimers. „Mit Frontalangriffen kann man einen so erfahrenen Mann nicht zu Fall bringen. Er hätte technisch ringen müssen. Aber das lernt er noch“, sagte RVE-Coach Jan Peprny, der danach ein wildes Duell zwischen Tim Hamann und Oleg Bartel sah. Zum ersten Mal überhaupt waren diese beiden aufeinandergetroffen – mit dem besseren Ende für den Thalheimer, der die größeren Kraftreserven aufwies.

Noch in der vergangenen Saison rang der gebürtige Hallenser für den damaligen Landesligisten aus Taucha und verlor keinen einzigen Kampf. „Wir hätten ihn auch gern gehabt. Aber leider hat er sich für Thalheim entschieden“, so Peprny. Für Bartel, der weiterhin in Halle trainiert, war es der zweite Sieg im dritten Kampf auf dieser für ihn neuen sportlichen Ebene – damit liegt er auf seinem persönlichen Kurs, wie er betonte. „Mein Ziel ist es, am Saisonende mehr Kämpfe gewonnen als verloren zu haben.“ Die Regionalliga sei für ihn eine große Herausforderung. „Aber der Wechsel war wichtig, um mich persönlich weiterzuentwickeln. Und die Thalheimer haben mich sehr gut aufgenommen. Ich fühle mich wohl hier.“

Auch dank ihm waren die Gäste bis zur Pause auf 6:8 herangekommen. Im zweiten Durchgang hatten die Lugauer dem entfesselten RVT dann nicht mehr viel entgegenzusetzen. Selbst der so starke Szymon Wojtkowski schaffte es entgegen seiner sonstigen Gewohnheit diesmal nicht, seinen Kontrahenten vorzeitig zu bezwingen. Leon Kolbe hielt erbittert gegen und gestattete dem Polen nur drei Punkte für die Mannschaftswertung – es waren die letzten Zähler, die die Gastgeber für sich verbuchen konnten. Moritz Frey, Leon Blachut und Toni Peprny blieben gegen die Thalheimer Finn Kühn, Dominik Jagusz und Marek Vrba chancenlos. Und auch Konrad Kozlowski hatte im letzten Kampf des Abends, als der Mannschaftsvergleich schon entschieden war, nichts zu bestellen.

Am Ende herrschte bei den Gastgebern Ernüchterung. Zwar fehlten mit Erik Negwer, Marco Scherf und vor allem Krzysztof Sadowik drei Leistungsträger. „Allerdings“, so Peprny, „hätten wir gegen diese Thalheimer Mannschaft auch in Bestbesetzung verloren.“ In Artern sollen nächsten Samstag dann endlich die ersten Punkte her. Der RVT, derzeit Vierter, empfängt dann Schlusslicht Hannover – dort zählt ebenfalls nichts anderes als ein Sieg.

Jürgen Werner („Freie Presse“), 16.09.2025.

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