18. Wolfgang-Bohne-Gedächtnisturnier (12.04.25)
Starker Nachwuchs: Gastgeber holen sich Pott zurück
Fast 200 junge Ringer aus 26 Vereinen duellierten sich in Burkhardtsdorf bei einem der größten Turniere seiner Art in Ostdeutschland. Zur 18. Auflage gab es eine Neuerung am Mattenrand. Ein Teilnehmer hatte zudem eine besonders weite Anreise.
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von Jürgen Werner
BURKHARTSDORF – Für die Zukunft muss dem Ringsport offensichtlich nicht bange sein. Das jedenfalls legen die Eindrücke aus der Neveon-Arena in Burkhardtsdorf nahe, die am Samstag fast aus allen Nähten platzte. 183 junge Athleten von der E- bis hinauf zur C-Jugend aus 26 Vereinen maßen dort ihre Kräfte, auf den vier Matten herrschte im Grunde pausenlos Betrieb. Das Wolfgang-Bohne-Gedächtnisturnier, benannt nach dem legendären Trainer aus Thalheim und im Jahr 1991 zum ersten Mal durchgeführt, ist mittlerweile eine Institution, eines der größten seiner Art in ganz Ostdeutschland und mit entsprechender Strahlkraft. „Wir hatten in der Vergangenheit auch schon 350 Teilnehmer, aber das ist leider nicht mehr möglich“, berichtet Organisator Holger Hähnel. Grund: „Auf jede Matte dürfen nur noch maximal 50 Ringer. Und mehr als vier Matten passen nicht rein“, so der Vorsitzende des RV Thalheim weiter.
Das Wolfgang-Bohne-Turnier ist seit jeher eine reine Freistil-Veranstaltung. Mädchen und Frauen ringen ausschließlich in dieser Stilart – wenig verwunderlich also, dass auch immerhin 27 junge Damen auf die Matte gingen, allesamt C-Juniorinnen. Charlotte Drechsel war eine von ihnen. Die Elfjährige vom RV Thalheim benötigte nur eine Minute und elf Sekunden, um Pauline Beister vom RC Chemnitz per Technischer Überlegenheit zu bezwingen. Danach war für sie schon wieder Feierabend, denn in ihrer Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm gab es schlicht keine weitere Gegnerin. „Das ist schon ziemlich schade. Ich hätte gern mehr Kämpfe bestritten“, so die aufgeweckte Thalheimerin, die schon als Dreijährige zu ihrem Verein stieß. „Mein Papa wollte, dass ich mich selber verteidigen kann.“ Ihre Lieblingstechnik? „Brustquetsche“. Dreimal pro Woche trainiere sie, als größter Erfolg stehen bislang zwei Siege bei der Mitteldeutschen Meisterschaft zu Buche. „Deutsche Meisterschaft geht erst ab zwölf, ist also mein nächstes Ziel.“ Ihr Trainer Daniel Franke, der mit seinen 45 Jahren noch immer im Mannschaftsringen in der Regionalliga mitmischt, früher in Gelenau, jetzt beim RVT, traut ihr auch auf dieser Ebene eine gute Platzierung zu. „Sie hat viel Potenzial, kann vorn mitringen.“ Mit Lilly Schneider, Naemi Leistner oder Cassidy Richter hat Charlotte Drechsel die Vorbilder im eigenen Verein. „Da kann ich mir einiges abschauen.“
Mit mehr Gegnerinnen musste sich Hanna Schaaf vom RVT (33 kg) auseinandersetzen. Bei ihren vier vorzeitigen Siegen hatte es die Zehnjährige besonders eilig. Im Schnitt brauchte sie weniger als 25 Sekunden pro Kampf und war mit insgesamt 40:0 technischen Punkte am Ende die klare Gewinnerin. Ebenfalls Gold in der weibliche U12-Altersklasse holte für die Drei-Tannen-Städter Laura Baumann (23 kg).
Einen wahren Marathon hatte Theo Bercke zu absolvieren. Der D-Junior (U10), ebenfalls vom RVT, hatte es in seiner Kategorie bis 31 Kilo mit 20 Gegnern zu tun. In seinem Pool musste er sechsmal auf die Matte, gewann viermal auf Schultern und zweimal via Technischer Überlegenheit – eine Leistung à la bonne heure. Im Finale leistete der bis dahin Zweitbeste, Abdulrahman Salamov vom KFC Leipzig, wenig überraschend mehr Widerstand – doch auch diesen bezwang der junge Thalheimer in einem spektakulären Gefecht mit ständigen Führungswechseln letztlich mit 16:14 nach Punkten.
Stark ist in der Jugend D auch die Leistung von Talkha Paikhaev (35 kg) einzuschätzen. Der Thalheimer unterlag nach vier Siegen in der am zweitstärksten besetzten Gewichtsklasse nur im Finale dem Hallenser Bilal Magamedov mit 4:10 nach Punkten.
Nicht so gut lief es derweil für Roman Wendler. Der einzige Starter der TSG Backnang hatte die weiteste Anreise aller Teilnehmer, nach zwei Niederlagen in seinem Limit bis 33 Kilo (Jugend C/U12) war das Turnier für ihn aber schnell vorbei. Papa Stefan Wendler ist Jugendtrainer bei dem Verein aus der Nähe von Stuttgart und hat rund 20 Nachwuchsringer unter seinen Fittichen. Seine Wurzeln liegen aber im Erzgebirge: Früher stand er für den RV Eichenkranz Lugau auf der Matte, zudem ist er der Onkel von Nationalmannschaftsringer Anton Vieweg. Ob er nächstes Jahr wiederkomme, wisse er noch nicht. „Vielleicht mit anderen Ringern. Roman ist dann leider zu alt.“ Neuland betraten die Veranstalter derweil bei den Kampfrichtern. Zu ersten Mal war an jeder Matte ein Trio im Einsatz: ein Kampfrichter nah am Geschehen, Punktrichter und Mattenpräsident sich an den Seiten gegenübersitzend. „Der Mattenpräsident hat im Zweifelsfall das letzte Wort“, sagte Alice Wirth, die als Punktrichterin alle Hände voll zu tun hatte, dabei aber nicht sonderlich gestresst wirkte. „Am Anfang geht es noch. Aber die Qualität der Kämpfe steigt zum Ende hin. Und dann wird es auch für uns schwieriger“, betonte sie.
Mit Muhammad Paikhaev räumte ein Drei-Tannen-Städter den Pokal für den besten Ringer in der Jugend E ab. Im Limit bis 27 Kilo waren 14 Ringer ins Rennen gegangen – die stärkste Gewichtsklasse bei den Unter-Achtjährigen. Muhammad blieb in all seinen sechs Duellen vorzeitiger Sieger und schaffte insgesamt die sensationelle Bilanz von 69:4 technischen Punkten. Keine Goldmedaille konnten die Zwönitztaler in der männlichen Jugend C (U12) ergattern. Dennoch holten Amin Gazuev (45 kg) und Amir Kadarnova (61 kg) mit Bronze jeweils beachtenswerte Resultate.
Zu den alten Hasen gehört derweil Uwe Fritzsch. Der Nachwuchstrainer des RV Thalheim, den alle nur „Charlie“ nennen, hat den 1986 mit gerade 59 Jahren an einer Krebserkrankung verstorbenen Namensgeber des Turniers selbst noch als Trainer erlebt – in der Trainingsgruppe in Meinersdorf, die zur damaligen BSG Thalheim gehörte. „Er war ein sehr strenger Trainer, aber eine Vaterfigur. Er hat viele Nachwuchsringer auf die damaligen Sportschulen gebracht, unter anderem nach Zella-Mehlis.“ Vor allem aber habe er, Cheffahrer bei Konsum von Beruf, seine gesamte Freizeit für das Ringen geopfert, so der 57-Jährige. Die Mannschaftswertung des 18. Wolfgang-Bohne-Turniers sicherten sich die Gastgeber, die mit 21 Ringern auch die meisten Sportler am Start hatten, vor dem ASV Plauen und dem SV Halle. Der FC Erzgebirge Aue (15 Teilnehmer) wurde Vierter, der RV Eichenkranz Lugau (15) landete auf Platz sechs, unmittelbar vorm dem RSK Gelenau (7). Damit holte man sich den Pott zurück, nachdem im letzten Jahr der KFC Leipzig ganz oben gestanden hatte.
Ergebnisse:
weibliche Schüler (U12): 20 kg: 2. Lilly Brunner, 23 kg: 1. Laura Baumann, 29 kg: 3. Miri Weber, 4. Gerda Gahler, 33 kg: 1. Hanna Schaaf, 5. Emma Flöter, 44 kg: 1. Charlotte Drechsel. Beste Ringerin: Jeanny Pathe (AC 1897 Werdau)
Jugend E (U8): 24 kg: 2. Erik Pfüller, 4. Ian Brunner, 27 kg: 1. Muhammad Paikhaev, 8. Eric Kretzschmar. Bester Ringer: Muhammad Paikhaev (RV Thalheim)
Jugend D (U10): 28 kg: 7. Willi Schneider, 8. Alim Kardanova, 31 kg: 1. Theo Bercke, 10. Muchsin Gazuev, 35 kg: 2. Talkha Paikhaev. Bester Ringer: Bilal Magamedov (SV Halle)
Jugend C (U12): 37 kg: 12. Henri Wirsing, 13. Arne Hübler, 15. Alex Senger, 45 kg: 3. Amin Gazuev, 61 kg: 3. Amir Kardanova. Bester Ringer: Oldrich Bartsch (FCE Aue)
Vereinswertung:1. RV Thalheim (70 Punkte, 21 Teilnehmer)
2. ASV Plauen (59/17)
3. SV Halle (48/12)
4. FC Erzgebirge Aue (39/15)
5. KFC Leipzig (38/15)
6. RV Eichenkranz Lugau (34/15)
7. RSK Gelenau (29/7)
8. 1. Dessauer RC (29/7)
9. SV Dresden-Mitte (26/7)
10. AC 1897 Werdau (24/7)
Text: Jürgen Werner (16.04.25, mit Holger Hähnel). Fotos: Claudia Lohr-Werner