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Weltmeisterschaften Frauen in Belgrad (14.09.22)

Thalheimerin verkauft sich teuer auf großer Bühne

Trotz ihres frühzeitigen Ausscheidens bei der Ringer-WM der Frauen stimmt die Leistung von Lilly Schneider zuversichtlich auf die kommenden Aufgaben. Sogar den ersten Prominentenstatus scheint sich die Thalheimerin mit ihrer Teilnahme erkämpft zu haben.


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BELRAD/THALHEIM - Die historische erste Teilnahme einer Thalheimer Ringerin bei einer Frauen-WM endete am vergangenen Donnerstag mit Rang 13 in der Endabrechnung. Lilly Schneider war natürlich als absolute Außenseiterin in dem Feld von hochkarätigen Athletinnen der 72-kg-Klasse gestartet. Wenn man sich jedoch ihren Kampf gegen die Rumänin Alexandra Anghel ansieht, wird klar, dass die erst 20-Jährige gar nicht so weit von der Weltspitze weg ist – Anghel wurde danach sehr souverän Dritte. „Das war eine kämpferisch starke Leistung. Ihr fehlte einfach das gewisse Quäntchen, um nach der schnellen Führung der Rumänin noch einmal den Kampf zu drehen“, analysierte Landestrainer Florian Rau, der die Duelle seiner Sportlerin zu Hause im Livestream verfolgte.

Mit vor Ort in Belgrad war Bundestrainer Patrick Loës, der Lilly Schneider Mitte August für den Jahreshöhepunkt der deutschen Ringer nachnominiert hatte. „Sie hat sich teuer verkauft und die taktische Marschroute gut umgesetzt, wenn auch die abgegebene Wertung zu Beginn etwas leichtfertig geschah“, resümierte der 35-Jährige.
 
Für die Drei-Tannen-Städterin waren die Weltmeisterschaften auch ein großes und beeindruckendes Event. „Man konnte hier Leute wie den Olympiasieger und fünffachen Weltmeister Jordan Burroughs live erleben, das war schon der Wahnsinn“, so Schneider. Den US-Amerikaner für ein Foto ansprechen wollte die Debütantin dennoch nicht: „Alle sind ja hier hochkonzentriert und bereiten sich auf ihre Kämpfe vor.“ Dabei hielt sich die Anspannung bei der Zwönitztalerin selbst offenbar in Grenzen. „Ich war tatsächlich überhaupt nicht aufgeregt. Alle haben mir Mut gemacht und mich unterstützt“, sagt sie. Auch Aline Rotter-Focken, die Olympiasiegerin von Tokio, feuerte nach ihrem Karriereende ihre potenziellen Nachfolgerinnen an und gab den einen oder anderen Rat.

Ganz so berühmt wie Rotter-Focken ist Lilly Schneider natürlich (noch) nicht, doch ihr Prominentenstatus scheint mit der WM-Teilnahme gestiegen. Beim Verein ging diese Woche nämlich die erste Autogramm-Anfrage von einem Ringkampffan aus Baden-Württemberg ein. „Das war eine Überraschung! Dabei habe ich noch gar nicht so etwas wie Autogrammkarten“, staunte Schneider nicht schlecht über die Post. Nun sollen demnächst wohl ein paar entworfen und gedruckt werden.

Nach zwei Tagen Ruhe Anfang dieser Woche geht es für Lilly Schneider ab Mittwoch schon wieder weiter im Trainingsprogramm. „Wir werden mit etwas allgemeinem Training beginnen, aber dann geht es direkt in die harte Vorbereitung für die U23-WM“, so Schneider. Ihr Start im finnischen Tampere ist für Ende Oktober fest eingeplant. Vielleicht gehen danach ja noch mehr Autogramm-Anfragen ein.

Holger Hähnel, 20.09.2022. Fotos: Jörg Richter.

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