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U23-Europameisterschaften in Bukarest (16./17.03.23)

Jüngste düpiert erfahrenere Kontrahentinnen

Mit gerade 18 Jahren hat Naemi Leistner vom RV Thalheim Bronze bei der U23-Europameisterschaft im Ringen gewonnen. Für eine Vereinskollegin endete das Turnier dramatisch.


Aus "Freie Presse" Stollberg (Jürgen Werner)


Ergebnisse auf uww.org

BUKAREST/THALHEIM – Sie schien schon außer Reichweite, die Medaille für Naemi Leistner bei der U23-Europameisterschaft in Bukarest. Mit 4:9 hatte die Thalheimer Ringerin ihren ersten Kampf gegen die Ungarin Anna Szel verloren. Nur weil diese dann ihr Viertelfinale gewann – später holte sie sogar den Titel – verblieb die Erzgebirgerin überhaupt im Turnier.

Eine Chance, die die mit ihren gerade 18 Jahren Jüngste in ihrer Gewichtsklasse bis 57 Kilo eindrucksvoll nutzte. In der Hoffnungsrunde fegte Naemi Leistner über die Türkin Nazar Kaya hinweg und katapultierte sich mit einem 9:0 in den Kampf um Bronze. Dort stand ihr mit der Französin Celeste Sion eine Kontrahentin gegenüber, die sie bei einem Turnier in Nizza schon einmal knapp mit 2:0 besiegt hatte. „Ich wusste, dass es hart wird“, so Leistner.

Und so war es dann auch. In der ersten Runde regierte die Vorsicht auf beiden Seiten, keine Kämpferin ging ins Risiko, allerdings gab die Französin eine Passivitätswertung ab. Nach der kurzen Pause wurde die Thalheimerin dann selbst wegen Passivität bestraft und lag bei Gleichstand wegen der letzten Wertung nun hinten. „Da wusste ich, ich muss etwas tun“, so Leistner, die ihre Rivalin kurz darauf mit einem überraschenden Beinangriff düpierte. Es war der zur Medaille, denn danach ließ sie sich die Butter nicht mehr Brot nehmen und siegte am Ende mit 4:1 – sehr zur Freude ihres Heimtrainers, der regelrecht ins Schwärmen geriet. „Sie hat konsequent ihre einzige Chance ausgenutzt. Das ist ein Riesenerfolg. Wenn sie so weiter macht, werden wir von ihr noch einiges hören“, sagte Steffen Richter. Nachdem sie ihren ersten Kampf in Bukarest verloren hatte, habe sie trotzdem noch an eine Medaille geglaubt, so die frühere Zschopauerin. „Aber ich habe nur von Kampf zu Kampf geschaut und mich erst einmal voll auf die Hoffnungsrunde konzentriert.“ Viel Zeit zum Feiern bleibe nicht. Schon am Dienstag gehe das Training wieder los, das nächste Ziel sei die Junioren-EM im Juni in Santiago de Compostela.

Mitgefühl zeigte Naemi Leistner indes für ihre Vereinskollegin Lilly Schneider, für die es in Rumänien richtig bitter lief. „Da leidet man schon mit.“ Nach einem Viertelfinalsieg und einer Halbfinalniederlage stand Schneider in ihrem Limit bis 72 Kilo ebenfalls im Kampf um Bronze. Dort wartet Tindra Sjoeberg auf die Thalheimerin – und das Duell mit der Schwedin nahm einen dramatischen Verlauf. Noch eine Minute vor dem Ende führte Schneider mit 4:1, kassierte dann eine Viererwertung und ließ sich unmittelbar danach sogar noch auf die Schultern legen. „Die Medaille war zum Greifen nah, aber Lilly hat dort die Konzentration und Spannung verloren“, so Richter. „Sie hat sich extrem geärgert, das kann man sich ja vorstellen“, fügte er an.

Den Kopf in den Sand zu stecken, ist aber auch für sie nicht drin. Schon in drei Wochen geht es nach Zagreb zur Europameisterschaft der Frauen. „Da ist jetzt auch eine Menge mentaler Arbeit gefragt“, weiß Richter.

Jürgen Werner ("Freie Presse"), 20.03.2023.

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