Europameisterschaften der Junioren in Pontevedra/Spanien (05.–07.06.19)
EM-Medaille war in Reichweite
Die Junioren-Europameisterschaften im spanischen Pontevedra brachten in der Woche vor Pfingsten einen fünften und einen 13. Platz für die Ringer-Damen des RV Thalheim. Besonders nah an der Medaille war Lilly Schneider (76 kg).
von Holger Hähnel
PONTEVEDRA/THALHEIM – Für die 17-Jährige ging es mit einem Hammer-Los ins Turnier. Zum Auftakt traf sie im Viertelfinale auf die amtierende Dritte der U23-EM, Diana Vlasceanu (Rumänien). Dort rang sie hochkonzentriert, bestimmte souverän den Kampf und siegte mit 5:0 Punkten.
Im Halbfinale wartete die Kadetten-Europameisterin des letzten Jahres, Kseniya Dzibuk (Weißrussland). Noch in der ersten Halbzeit lief Lilly in einen Achselwurf, der mit vier Zählern für ihre Gegnerin bewertet wurde. Mit 5:8 reichte es nach einem furiosen Endspurt leider nicht ganz für den Finaleinzug. "Wenn ich nicht erst nach drei Minuten angefangen hätte zu ringen, wäre die Finalteilnahme drin gewesen", zeigte sich Lilly im Nachhinein selbstkritisch.
Das bedeutete nun gleichzeitig, dass die Thalheimerin noch die Chance hatte, um Bronze zu kämpfen. In diesem Duell konnte sich die Ukrainerin Romana Vovchak (EM-Dritte der Juniorinnen 2018) am Ende deutlich durchsetzen. Dabei war es nur eine Technik, aus der Lilly ihre Zähler abgab. Per "Abklemmer" kam Vovchak zu ihren Punkten. Damit lautete das Endresultat Platz 5.
In Summe eine super Leistung von Lilly, die es in ihrem ersten Junioren-Jahr gleich unter die Top 6 Europas geschafft hat. Selbst sah sie Abschneiden so: "Mit dem Ergebnis kann ich insgesamt schon zufrieden sein. Wenn man aber bedenkt, dass ich nur knapp an der Medaille vorbeigeschrammt bin, ist es schon etwas ärgerlich."
Am Donnerstag griff auch Emilie Haase (53 kg) ins spanische EM-Geschehen ein. Ihr "Losglück" erwies sich als fast noch einen Zacken schärfer als das von Lilly Schneider. Gegnerin in der Quali-Runde war die letztjährige Dritte der Junioren-WM und Kadetten-Europameisterin von 2017, Mariia Tiumerekova (Russland). Hier gab es eine deutliche und vorzeitige 0:10-Niederlage gegen die spätere Siegerin. In der Hoffnungsrunde hieß die Gegnerin Andreea Ana (Rumänien, amtierende Dritte der Frauen-EM). Nach sechs Minuten Kampfzeit lautete das Ergebnis 0:8 aus Sicht der Thalheimerin, die am Ende auf Rang 13 geführt wurde.
Dennoch auch für Emi eine super Leistung. Nach einer langen Verletzungspause hat sie es in der Altersklasse Juniorinnen sofort wieder an die deutsche Spitze geschafft – das verdient Respekt.
Worte vom Fachmann – die Analyse von Landestrainer Florian Rau:
"Lilly hat sich ihren 5. Platz erkämpft und sich dabei wieder weiterentwickelt. Ihre rumänische Gegnerin konnte sie ganz sicher besiegen. Gegen die Weißrussin wäre im Halbfinale ebenfalls ein Sieg möglich gewesen, aber da muss sie auch noch mehr an ihre eigenen Stärken glauben. Der Kampf um Bronze verlief leider nicht so, wie wir es uns alle gewünscht hätten und sie kam gegen die starke Ukrainerin nicht in den Kampf hinein. Insgesamt eine starke Leistung mit viel Potenzial nach oben. Lilly ist noch lange nicht an ihrer Leistungsgrenze angekommen und entwickelt sich stetig weiter. Im ersten Juniorenjahr konnte sie bereits zeigen, dass sie zu den besten dazu gehört und ich denke, wir können von ihr in Zukunft noch einiges erwarten!"
"Emilies Leistung verdient ebenfalls großen Respekt. Ihr Los war sehr schwierig. Das 53-kg-Limit ist eine sehr starke Gewichtsklasse. Aber wie sie den ganzen Qualifikationszyklus gemeistert hat und ihr Ziel als Comeback nach ihrer langwierigen Verletzung bei der EM zu schaffen, ist wirklich beispielgebend. Gegen die Russin und die Rumänin war sie noch nicht soweit aufgebau, um diese Schwergewichte zu besiegen. Sie ist aber auf dem richtigen Weg. Die Physis muss bei beiden Athletinnen noch weiter aufgebaut werden, dann werden sie sich im nächsten Jahr wieder international festbeißen wollen und können. Auch wenn es erstmal hart klingt, ist es gut zu sehen, wie hoch die Trauben international hängen. Wir können weiterhin an den Stärken arbeiten und die Schwächen abstellen."
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Text: Holger Hähnel. Fotos: Kadir Caliskan (DRB)