(Olympia-)Aus fürs Ringen – nicht mit uns!
Die Flucht nach vorn
Die "Empfehlung" der IOC-Exekutive zur Abschaffung des Ringens bei Olympischen Spielen stößt weltweit auf Ablehnung. Eine große Breite an Echo und Initiativen bringt unserem Sport nun Aufmerksamkeit wie nie.
Womöglich stellt der 12. Februar des Jahres 2013 eine Art Zäsur in der Geschichte des Ringkampfsports dar. Wohin diese Zäsur führt, scheint allerdings ungewiss. Geht es nach der bislang verlautbarten Meinung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), so gilt diese Sportart als dem Untergang geweiht. Je mehr Tage jedoch seit Fastnacht vergehen, umso klarer wird: Diese mit ökonomischen Schein-Argumenten begründete IOC-Entscheidung ist die größte Chance des Ringkampfsports seit Jahren.
Über die Kommerzialisierung der Olympischen Spiele ist in den letzten Tagen viel geschrieben worden. Mindestens seit den Coca Cola Games von 1996 mag dies nichts Neues sein. Ob es in noch jüngerer Vergangenheit das Abreißen von Obdachlosenunterkünften (Vancouver) oder die bekannt gewordene, nahezu patriachalische Einflussnahme auf Sportler und deren öffentliche Äußerungen in Facebook und Co (London) waren: Jeder sollte es inzwischen begriffen haben: Es geht bei Olympia nur noch um den Profit einiger sehr, sehr weniger.
Aber zurück zum Thema. Die Ringer sind am Boden. Und dennoch sind die Ringer überall. Auf der Seite 1 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im SPIEGEL, im Fernsehen. Soviel Medienaufmerksamkeit hat es wohl in den ganzen letzten 10 Jahren zusammen nicht für diese, unsere Sportart gegeben!
Machen wir etwas draus! Machen wir dort etwas, wo wir es können! Gehen wir in die Schulen! Ermutigen wir wieder mehr Menschen, sich in unseren Vereinen zu engagieren! Und ich meine: "viel mehr"! Marco Mütze, Präsident des SV Luftfahrt Berlin drückte es treffend aus: "Es war noch nie so einfach, neue Fans und sogar neue Vereinsmitglieder zu gewinnen wie jetzt. Wir haben es in der Hand, ob wir in der Krise eine Chance finden und nutzen!"
Denken wir aber auch ehrlich darüber nach, warum es weniger Menschen in die Hallen zieht als vor 15 Jahren. Jetzt ist auch die Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden und dennoch die Tradition zu wahren. Das deutsche Ringen, vor allem die 1. und 2. Bundesliga, braucht endlich ein schlüssiges und modernes Marketingkonzept. Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt dafür.
Wenn wir als Ringer hier im Kleinen mit Leib und Seele kämpfen, klappt es im Großen auch wieder mit Olympia. Zwar scheint so manches IOC-Mitglied dem olympischen Gedanken so nah wie das Aktuelle Sportstudio der Ringer-Bundesliga. Dennoch: gerade das, was wir jetzt an weltweiten Initiativen und Zuspruch pro Ringen sehen, sollte Mut machen, dass man in Lausanner Kreisen zumindest in Zukunft wieder einen winzigen Hauch der ursprünglichen olympischen Idee verspürt. Sie lässt sich vom Ringen nicht trennen.
Alle Ringer, Freunde des Sports, Fans, Olympia-Begeisterte - jeder ist aufgerufen, die Unterschriften-Aktion des Deutschen Ringer-Bundes zu unterstützen:
Hier gibt es das Formular zur Unterschriftenaktion.
Es kann außerdem in der Zoohandlung Graube, Augustusstraße 2 a in Thalheim direkt und unkompliziert ausgefüllt werden.
Weiteres:
- Offener Brief des DRB-Präsidenten an DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident Thomas Bach
- An die Ringerfamilie der ganzen Welt, Statement von FILA-Präsident Raphaël Martinetti
- Petition an den Deutschen Olympischen Sportbund
- Offener Brief des russischen Ringer-Verbandes an alle nationalen Verbände
Aktuelle Beiträge in Printmedien:
- Olympia oder Zirkus, FAZ am 15.02.13
- USA, Iran und Russland verbünden sich (englisch), USA Today vom 14.02.13
- Hommage an eine sterbende Sportart, SPIEGEL vom 13.02.13
- Olympia-Aus nach 124 Jahren!, BILD am 12.02.13
Holger Hähnel, 15.02.2013