Vom Athletenclub zum Ringerverein
1903/04 bis 1933 - Gründerjahre und Arbeitersport

Mit der Kenntnisnahme der Königlichen Amtshauptmannschaft am 12. Februar 1904 wurden dann zum ersten Mal offiziell die Statuten von "Jung Siegfried" bestätigt, so dass mit diesem Zeitpunkt der Weg frei war für eine lange und wechselvolle Geschichte des Ringkampfs in der Drei-Tannen-Stadt.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg trat man in Thalheim durch die "Zwei-Zentner-Riege" in Erscheinung, eine Gruppe von

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Die Thalheimer Mannschaft 1912 mit Schiedsrichter Oskar Richter | Ehrenurkunde für Max Krauß 1921 | Der Vorstand von Jung Siegfried Thalheim mit Pokal für den Bezirksmeistertitel im Heben 1920 |
1932 bis 1945 - Die Zeit des Sportvereins "Olympia" Thalheim
Als Vorsitzender, Sportler und Trainer trat seit 1919 Rudolph Drechsel in Erscheinung, der das Ringen in Thalheim bis in
die 50er Jahre begleiten sollte. Mit seiner Strumpfwirkerei von den Arbeitersportlern Ende der 20er Jahre als "Fabrikant" gebrandmarkt, gründete Drechsel 1932 einen neue Verein, den SV "Olympia" Thalheim, zu dem viele der Arbeitersportler überwechselten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Arbeitersport 1933 dann in ganz Deutschland zwangsaufgelöst. Olympia Thalheim, das als "bürgerlicher" Verein bestehen blieb, errang in den 30er Jahren die bis dato größten Erfolge. So wurde Willy Lindner zweimal Dritter bei den Deutschen Meisterschaften und 1939 gar Vize-Meister. Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, in dem viele Sportler von "Olympia" ihr Leben ließen, mussten sich die Aktivitäten auf den Nachwuchssport konzentrieren.

1945 bis 1953 - Die schwere Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zusammenbruch 1945, der Flüchtlingswelle und dem Verbot von Kampfsportarten bis 1948 kam das Ringen in
Thalheim nicht so recht wieder auf die Beine. Zwar gab es noch eine kleine Sektion Schwerathletik zwischen 1950 und 53 sowie eine Kampfgemeinschaft mit Gornsdorf in der Bezirksliga, doch am Ende fehlten die Ringer und Übungsleiter für einen kontinuierlichen Wiederaufbau. Dennoch ging mit Werner Rosowski aus dieser Zeit ein Athlet hervor, der in den 50er Jahren zu den besten deutschen Ringern seiner Gewichtsklasse zählte. Viermal wurde der Thalheimer, der ab 1953 für den Sportclub in Halle startete, DDR-Meister der Männer, zweimal davon im klassischen und zweimal im freien Stil.
![Werner Rosowski (ca. 1955) tl_files/rvt/images/geschichte/1955[ca]-Rosowski.jpg](tl_files/rvt/images/geschichte/1955[ca]-Rosowski.jpg)
1960 bis 1989 - Wiedergeburt und große Erfolge in der DDR-Zeit
Erst zwischen 1960 und 62 kam es zum richtigen Wiederaufbau durch den unvergessenen Wolfgang Bohne und den
Gornsdorfer Kurt Stöckel, der zuvor mit Herbert Wende die Ringersektion in Aue quasi aus dem Nichts gegründet hatte. Unglaublich schnell stellten sich hier Erfolge ein, wie beispielsweise der Sieg bei der Spartakiade in Berlin durch Wolfgang Hahn (1966) oder den DDR-Meistertitel in der Jugend durch Bernd Reuther (1967). Noch für Fortschritt Auerbach gewann der Thalheimer Gerd Rotkehl 1963 den DDR-Meistertitel. Für so manchen Nachwuchssportler war Wolfgang Bohne eine Art Vaterfigur und so kommt es nicht von Ungefähr, dass sich für den 1986 viel zu früh verstorbenen Trainer die Bezeichnung Papa Bohne einbürgerte.
Der erfolgreichste Thalheimer Ringer überhaupt ist Bernd Drechsel, ein Wolfgang-Bohne-Talent, das alle nur "Mops"
riefen. Für den SC Zella-Mehlis nahm er an den Olympischen Spielen 1972 in München teil, gewann Bronze zu den Europameisterschaften 1975 sowie den Großen Preis von Deutschland 1974 und 78.
Mitte der 70er Jahre erlebte die bis dahin in der Bezirksliga vertretene Mannschaft einen Aufschwung. 1976 stieg man - komplett mit eigenen Leuten - in die DDR-Liga auf. Zwischenzeitlich wieder abgestiegen kamen die Zwönitztaler 1983 wiederum in die DDR-Liga und 1987 gelang gar der Sprung ins Oberhaus der DDR-Ringer, der Oberliga. Die Einzelerfolge häuften sich zwischen 1977 und 1981 im Jugend- und Juniorenbereich, wobei viele Sportler für die Sportclubs, vor allem für Zella-Mehlis rangen. Klaus Röstel, Uwe Fritzsch, Uwe Lauenroth und Mike Wagner wurden DDR-Meister, Jürgen Arnas Spartakiadesieger.

Der erfolgreichste Thalheimer Ringer überhaupt ist Bernd Drechsel, ein Wolfgang-Bohne-Talent, das alle nur "Mops"
![Bernd Drechsel tl_files/rvt/images/geschichte/1974[ca]-BDrechsel.jpg](tl_files/rvt/images/geschichte/1974[ca]-BDrechsel.jpg)

1989 bis heute - Wendezeit und Bundesliga

Aus der BSG "Esda" Thalheim war am 12. Juni 1990 der neugegründete SV "Tanne" geworden, für den die Erzgebirger in der 90er Jahren mehrere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften holten. Deutsche Jugendmeister wurden Dominic Förster (1994 und 96) und Sven Reichelt (1995). Die erste und bislang einzige Medaille bei den Männern erkämpfte sich Steffen Richter mit dem Vize-Rang im Jahre 1998.
Erste und zweite Thalheimer Mannschaft 1990. Ohne Neuzugänge und auch ohne ausländische Ringer hätten die

2001 folgte der Austritt aus dem SV "Tanne" und die Gründung des jetzigen Ringervereins Thalheim, der mit Silber in der 2. Bundesliga 2002 und 2003 gleich sehr gute Resultate erzielte. Auch im Einzel- und Nachwuchsbereich kam es durch die Neugründung zu einem Aufschwung, der mit der Silbermedaille von Tobias Löffler (Jugend B) und dem dem dritten Platz von Thomas Berger (Männer) in diesem Jahr seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.
Noch weit ausführlicher und mit vielen Anekdoten gespickt kann man die Geschichte des Ringkampfs in der Drei-Tannen-Stadt bis 2004 im Buch "Vom Athletenclub zum Ringerverein Thalheim" nachlesen. Es ist bei der Geschenkboutique Schaaf (Untere Bahnhofstraße 21a), beim Getränkemarkt Schneider (Schulstraße) sowie im Gasthof "Paradies" (Brünlos/Dorfchemnitz) erhältlich.
Der Ringerverein Thalheim im Jubiläumsjahr 2004

Um den Fokus jedoch wieder mehr auf die eigenen Sportler zu richten, entschloss sich der Verein im Februar 2012 zu einem Rückzug aus der 1. Bundesliga. Nachdem in den Jahren zuvor bereits mehrere Medaillen bei Deutschen Einzelmeisterschaften erzielt worden, ging es im Nachwuchsbereich noch weiter aufwärts. Im Juli 2012 folgte mit der Teilnahme der Eigengewächse Peter Haase und Benjamin Opitz an den Kadetten-Europameisterschaften der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung.