Bericht 1. Kampftag: RV Thalheim – FC Erzgebirge Aue
Routine der Gäste setzt sich dieses Mal durch
Zum Auftakt der neuen Saison in der zweiten Ringer-Bundesliga, Staffel Nord, gewann der favorisierte FC Erzgebirge Aue vergangenen Samstag beim Ringerverein Thalheim mit 19:12. Zur Pause hatte es 8:8 gestanden. Ein Vorgeschmack auf die kommende, erneut spannende Runde geboten.
von Michael Thriemer
THALHEIM – Die Gäste aus dem Lößnitztal hatten am Ende aufgrund sechs zu vier gewonnener Einzelduelle zurecht die Nase vorn, auch wenn die Drei-Tannen-Städter den Vergleich lange offen halten konnten. Überraschungen sportlicher Natur blieben in den beiden ersten Kämpfen aus, auch wenn die Höhe der jeweiligen Siege durchaus verblüfften. RVT-Neuzugang Raul Donu (57 kg, Freistil) glänzte gegen den eher im klassischen Stil beheimateten Kirk Reimer mit einem vorzeitig errungenen Erfolg nach technischer Überlegenheit und feierte einen glänzenden Einstand.
Andersherum war es dagegen im klassischen Schwergewicht bis 130 Kilogramm. Hier dominierte Aues 127-Kilo-Koloss und 10-facher Deutscher Meister Nico Schmidt mit Rollen am Boden nach Belieben und sorgte für den 4:4-Ausgleich. So nicht zu erwarten war in der Folge der klare und taktisch klug erkämpfte 8:0-Punktsieg von Youngster Peter Haase über einen der starken FCE-Neuzugänge, den mehrfachen ungarischen Meister und ehemaligen Vize-Europameister der Kadetten, Bence Kovacs. Haase, der wie weitere erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler vor Beginn von Bürgermeister Nico Dittmann und Vereinschef Holger Hähnel geehrt wurde, brachte somit drei weitere Zähler aufs Teamkonto.
Nach der klaren Niederlage Radek Dublinowskis (98 kg, Freistil) gegen Landsmann Mateusz Filipzak sorgte ein extrem abgezockter Dawid Takunow (66 kg, Freistil) für den 8:8-Pausenstand. Schon im Vorjahr lieferte sich der Pole mit Aues ehemaligen Dritten der Junioren-EM (2010), Philipp Herzog, Vergleiche auf Biegen und Brechen und von hohem sportlichen Wert. Auch dieses Mal ging es ganz knapp zu. Zunächst ging Herzog mit 3:0 in Führung, doch lauerte Takunow geduldig, landete in der letzten Kampfminute eine Wertung eins, um 16 Sekunden vor Schluss auszugleichen und am Ende sogar noch mit 4:3 zu gewinnen. "Beeindruckend, wie eiskalt Dawid auf seine Chance wartete", meinte der RVT-Vorsitzende Holger Hähnel.
Nach der Pause gab es zunächst zwei weitere Gastsiege. Dabei hielt Thalheims Dominic Förster (86 kg, klassisch), der den bei der WM in Las Vegas weilenden Petr Novák vertrat, gegen den mehrfachen ungarischen Meister und langjährigen Auer Gabor Madarasi ausgezeichnet mit. Mit 3:12 hielt er die Niederlage in Grenzen und hatte den Magyaren nach dem Abfangen einer Kopfrolle gar am Rande einer Schulterniederlage.
Dann musste die Begegnung für einige Zeit unterbrochen werden. Grund hierfür waren unsportliche Zwischenrufe eines einzelnen Gästefans, in dessen Folge es zu tumultartigen Szenen unter mehreren Zuschauern kam. Der beherzt eingreifende Thalheimer Ordnungsdienst hatte die Situation schnell wieder unter Kontrolle, und auch der gute Kampfrichter Ronald Hartenstein aus Leipzig überzeugte hier mit umsichtigem und ruhigem Vorgehen.
Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, gab es im drittletzten Duell des Abends den letzten Sieg für die Gastgeber – und der hatte es mächtig in sich. 2014 hatte Benjamin Opitz noch denkbar knapp gegen Aues Willi Wendel das Nachsehen, dieses Mal konterte der Junioren-WM-Teilnehmer geschickt und drückte Wendel nach reichlich zwei Minuten auf den berühmten Ast. In den Schlussduellen behielten der ehemalige Deutsche Vize-Meister der Junioren, Brian Bliefner (75 kg, Freistil), und der erfahrene ehemalige Olympia-Teilnehmer Marcus Thätner (75 kg, klassisch) gegen die Thalheimer Alexander Hast und Tobias Löffler die Oberhand. Als der Sieg feststand, war die Erleichterung bei Gäste-Trainer Björn Schöniger deutlich festzustellen.
Kurzinterview mit Steffen Richter (49 Jahre), Co-Trainer Bereich klassisch beim RV Thalheim:
"Herr Richter, wie sehen Sie den Saisonauftakt ihrer Mannschaft?"
"Ich denke Aue hat sich als Favorit durchgesetzt, auch wenn wir natürlich hofften, ähnlich wie im Vorjahr eine Überraschung zu schaffen. Die weiteren Resultate, beispielsweise die knappe Niederlage von Aufsteiger Artern (14:15 gegen Markneukirchen) zeigen, dass es wieder sehr spannend wird. Die Niederlage ist für uns kein Beinbruch."
"Gab es ein Duell, das besonders hervorhebenswert war?"
"Unsere vier Siege waren allesamt sehr gut ausgerungen, Raul Donu zum Beispiel und Dawid Takunow haben es hervorragend gemacht. Auch Peter Haase bot eine taktische Meisterleistung."
"Wie sind die Aussichten für die kommende Woche?"
"Das nächste Derby in Gelenau steht an, dann werden die Karten wieder neu gemischt"
Michael Thriemer, 06.09.2015. Fotos: SK Fotografie (Susann Krebs)