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German Masters 2015

Oldies gehören längst noch nicht zum "alten Eisen"

Die 18. Deutschen Meisterschaften für Zweikämpfer über 35 Jahre, genannt German Masters, sind Geschichte. Zwei Tage lang ging es auf drei Matten in beiden Stilarten im Gelenauer Sportareal "Erzgebirgsblick" bei tropischen Temperaturen um die 30 Grad mächtig zur Sache. Die Starter aus der Region sammelten eine Vielzahl Medaillen.

 
von Michael Thriemer
 
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GELENAU - Bereits am Freitag waren im klassischen Stil eine Vielzahl spannender Duelle und beeindruckende Techniken geboten. Die zahlreichen Zuschauer, allein am ersten Tag war inklusive der Betreuer und Trainer von 400 die Rede, jubelten bei der bestens organisierten Veranstaltung natürlich vor allem ihren Lokalmatadoren zu. Das war zum Beispiel bei Mathias Pilz der Fall, der in der Altersklasse E (ab 55 Jahre) bis 69 Kilogramm die Bronzemedaille gewann.

Aufgrund der 215 Vergleiche, von denen viele im nordischen Vergleich (Jeder gegen Jeden) über die volle Distanz gingen, geriet der Zeitplan ein wenig durcheinander. So zog sich die Veranstaltung fast zwei Stunden länger hin als gedacht, was aber der Stimmung keinerlei Abbruch tat. Respekt muss allen Beteiligten gezollt werden, die sich den schweißtreibenden Graden in der Halle stellten und teils mehr als fünf Duelle absolvierten.

Auffällig auch die Tatsache, in welch hervorragendem körperlichen Zustand sich manch einer der Akteure noch befindet. Wer etwa dachte, ohne große Vorbereitung vorn mitmischen zu können, sah sich meist eines Besseren belehrt. Zudem kamen Techniken zum Einsatz, die heutzutage kaum noch zu sehen sind, wie etwa der Abklemmer aus dem Stand. 

Dass es durchaus auch hart zur Sache gehen kann, bekam Heiko Höfer vom SV Auerbach zu spüren. Er ging in der Altersklasse C (45 bis 49 Jahre) im Limit bis 97 Kilogramm sowohl im freien als auch im klassischen Stil auf die Matte und gewann jeweils die Bronzemedaille. Im klassischen kleinen Finale stand ihm Heißsporn Uwe Muth (Nackenheim/Rheinheissen) gegenüber und musste nach unfairen Aktionen mit der roten Karte von der Matte geschickt werden.

Kampflos zu Gold kam Thalheims Thomas Berger (B, 40 bis 44 Jahre, Freistil, 63 kg). Er absolvierte jedoch zwei Freundschaftsvergleiche, von denen der gegen Gelenaus Daniel Franke nach einer Verletzung Frankes, die sich in der Folge als nicht ganz so dramatisch wie befürchtet herausstellte, vorzeitig beendet werden musste. Franke gewann seinerseits in der Altersklasse A (35 bis 39 Jahre) im Limit bis 63 Kilogramm souverän Gold. Berger reiste direkt im Anschluss wieder zurück nach Berlin, wo er am folgenden Tag am berühmten Hochhaus-Treppenlauf in voller Montur als Brandmeister der Feuerwehr teilnahm. Der RV Eichenkranz Lugau war auf dem Podest auch mehrfach vertreten, wie etwa durch Jan "Banjo" Nagel, mit Doppel-Silber dekoriert (Altersklasse C, bis 63 kg).

Für die besten Teilnehmer gab es weiterhin Ehrenpreise, beispielsweise ein spezielles Olympia-Buch mit Autogrammen der Kugelstoßer Christina Schwanitz und David Storl, erzgebirgische Räuchermännchen oder extra angefertigte, zu DDR -Zeiten wie heute heißbegehrte, einheimische Socken aus Gelenau.

Auch mit den 105 Teilnehmern und 127 Duellen am Samstag im freien Stil zeigte sich Chef-Organisator Sven Spielmann sehr zufrieden. "Ich denke, es waren perfekte Wettkämpfe mit super Stimmung, wir sind vollends zufrieden", so der RSK-Mann, der ein großes Team hinter sich wusste. Besonders bei der gemeinsamen Abendveranstaltung am Freitag, die bis in die tiefe Nacht andauerte, gab es so manches Resümee des Tages und Gespräche über alte Ringkampf-Zeiten.

Der älteste Teilnehmer kam im Übrigen aus Luckenwalde. 72 Jahre hat Dieter Heuer auf dem Buckel. Als er 1974 (also vor 41 Jahren) in Madrid Vize-Europameister im klassischen Stil wurde, waren viele der Anwesenden noch nicht einmal geboren. Der "Recke", so sein Spitzname, verletzte sich leider an der Schulter und wurde von Matten- und DRB-Arzt Christian Klotz aus Gelenau sofort hervorragend versorgt.


Interview mit Dieter Zinke, RSV Merseburg

Der 68-jährige Dieter Zinke vom RSV Merseburg war zwar nicht der älteste, dafür aber der erfolgreichste Teilnehmer der German Masters. Seit der ersten Veranstaltung 1998 in Baienfurt (Baden-Württemberg) war der Oldie bei jeder Meisterschaft dabei und sammelte immer auch mindestens eine Medaille. So auch 2015 in Gelenau – in der Altersklasse E bis 130 Kilogramm gab's sowohl im klassischen als auch im freien Stil Silber. Mit dem sympathischen und noch immer in sehr guter Verfassung befindlichen Zweikämpfer sprach Michael Thriemer.

Michael Thriemer: Herr Zinke, zunächst die Frage, wie es Ihnen hier in Gelenau und dem Erzgebirge allgemein gefällt, zumal ja diese Wettbewerbe in der Region zum ersten Mal ausgetragen werden?

Dieter Zinke: Also das ist hier eine prima Veranstaltung, bei der alles sehr gut organisiert ist. Ich staune sehr über die vielen emsigen Helfer. Das habe ich in der Form noch nicht erlebt.

MT: Wie kamen sie zum Ringkampf, was hält sie noch immer dabei?
DZ: Angefangen habe ich mit 13 Jahren. Das war also im Jahr 1961, bei der BSG Chemie Wallhausen bei Sangerhausen in Thüringen. Ich war damals bei der neuen Sektion Ringen als einer der ersten dabei. Ich war schon immer BSGer, habe alsp nicht im Leistungssportbereich (bei den Sportclubs, "zwei Klassen-Gesellschaft in der DDR", Anmerkung des Verfassers) mitgemacht.

MT: Wie ging es dann weiter, was waren interessante Ereignisse?
DZ: Später habe ich an der DHfK in Leipzig meinen Diplomsportlehrer gemacht und wurde auch Trainer. 1971 ging ich zum DTSB-Kreissportbund und zu BUNA Schkopau. In den Wirren der Wendezeit hat man 1991 die dortige Turnhalle einfach abgerissen, so dass wir Ringer auf der Straße standen. Aber es musste ja weitergehen, deshalb gingen Schkopau und Merseburg in der Folge zusammen, dort bin ich bis heute dabei.

MT: Wie sah die Vorbereitung auf das German Masters aus, wie halten sie sich fit?
DZ: Ich versuche allgemein, einen gesunden Lebensstil zu führen. Dazu gehört zwei bis dreimal die Woche Prellball zu spielen. Ab und an macht man auch noch Training auf der Matte am Mann, aber eine spezielle Vorbereitung war das in dem Sinne nicht.

MT: Wie kamen sie überhaupt dazu, bei den German Masters von Anfang an dabei zu sein?
DZ: Da muss ich meinem Kumpel Eberhard Probst (Kampfrichter, Vize-Junioren-Europameister Freistil 1974, Anm. d. Verf.) aus Halle danken, der zudem am 4. Juni seinen 60. Geburtstag feierte. Er hatte die Ausschreibung für die Premiere 1998 in Baienfurt erhalten und mich gefragt, ob ich nicht mitfahren wolle. Da hatte mich dann das Fieber gepackt und ich bin bis heute dabei geblieben, nahm sogar in der Folge an den Veteranen-Weltmeisterschaften 1999 (in Bukarest, Platz 7) und 2000 (in Freiburg, Platz 5) teil.

MT: Aus ihrer Erfahrung, was könnte im Ablauf der Meisterschaften noch verbessert werden?
DZ: Also da fällt mir gleich ein, dass es doch schön wäre, noch ein oder zwei Altersklassen hinzuzunehmen. Ich bin jetzt 68 und treffe in der Klasse E auf Gegner, die teils 13 Jahre jünger sind. So auch bei meinem Kontrahenten hier (Michael Reinhardt, KAV Mansfelder Land), der gerade erst 55 und noch dazu gerade Deutscher Meister im Judo geworden ist.

MT: Welche sportlichen Ziele steckt man sich in ihrem Alter noch?
DZ: Erst einmal toi toi toi, dass hier alles gut gegangen ist, ich bin mit mir selbst sehr zufrieden. Wenn es meine Gesundheit zulässt, würde ich schon ganz gerne die 20 Teilnahmen vollmachen. (Was dann ja sehr gut passen würde, mit 70 Jahren die 20. Teilnahme, Anmerkung des Verfassers).

MT: Vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin alles Gute!


Wettbewerbe im klassischen Stil, Freitag, 05.06.2015:

Altersklasse A (35 - 39 Jahre)
58 kg: 1. Pierre Vierling (FCE Aue), 63 kg: 1. Daniel Franke (RSK Gelenau), 85 kg: 2. Jens Blachut (RVE Lugau), 130 kg: 1. Nico Schmidt (FCE Aue)
Altersklasse B (40 - 44 Jahre)
63 kg: 1. Thomas Berger, 85 kg: 3. Sven Zimmermann (beide RV Thalheim), 97 kg: 3. Ralf Krügel (RVE Lugau)
Altersklasse C (45 - 49 Jahre)
63 kg: 2. Jan Nagel (RVE Lugau), 85 kg: 3. Michael Mehner (RSK Gelenau), 97 kg: 3. Heiko Höfer (SV Auerbach 05)
Altersklasse D (50 - 54 Jahre)
keine Platzierung
Altersklasse E (ab 55 Jahre)
69 kg: 3. Mathias Pilz (RSK Gelenau), 76 kg: 1. Andreas Füseler (RVE Lugau), 97 kg: 2. Rüdiger Möhring (RV Thalheim)


Wettbewerbe im freien Stil, Samstag, 06.06.2015:

Altersklasse A
58 kg: 3. Pierre Vierling (FCE Aue), 63 kg: 1. Sven Bachmann (RV Thalheim), 85 kg: 1. Jens Blachut (RVE Lugau)
Altersklasse B:
85 kg: 2. Sven Zimmermann (RV Thalheim), 97 kg: 3. Ralf Krügel (RVE Lugau)
Altersklasse C:
63 kg: 2. Jan Nagel (RVE Lugau), 97 kg: 3. Heiko Höfer (SV Auerbach 05), 130 kg: 4. Jens Günther (RVE Lugau)
Altersklasse D:
85 kg: 3. Jens Hübner (Zschopauer RV)
Altersklasse E:
69 kg: 2. Wolfgang Stemmler (FCE Aue), 97 kg: 1. Rüdiger Möhring (RV Thalheim)

 
Text: Michael Thriemer.

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