Bericht 9. Kampftag: KSC Motor Jena – RV Thalheim (14.10.2017)
Entscheidung fällt in Thüringen erst im allerletzten Duell
Wie erwartet spannend, und zwar bis zum allerletzten Kampf des Abends, verlief der Rückrunden-Auftakt des RV Thalheim in der Regionalliga Mitteldeutschland. Schier aussichtslos in Rückstand gelang in den letzten drei Vergleichen beim KSC Motor Jena die Wende. Ein Routinier bewies seine Klasse und ließ nichts mehr anbrennen. Thalheims zweite Mannschaft blieb indes ungefährdet im Vogtland siegreich.
von Michael Thriemer
In der "Hölle" Emil-Wölk-Straße zu Jena wurden die Gäste vom RV "Tanne" Thalheim von einem Hallensprecher -der später sogar in direkt den Kampfablauf eingreifen sollte- begrüßt. Vor offiziell 150 Zuschauern, davon ein gutes Drittel aus dem Erzgebirge, korrigierte sich der Herr schnell, sprach von "einem zugeforenen See, dessen Eis erst noch gebrochen werde müsse".
Ruck-Zuck lagen die Gäste nach den ersten beiden Kämpfen auf der Matte zurück, ehe Raul Donu in der Gewichtsklasse bis 61 kg Freistil nach Schwerstarbeit gegen den jungen Hassan Ismail mittels technischer Überlegenheit verkürzte. Den 7:8-Pausenstand aus Sicht der Thalheimer stellte der wie Donu in der Rückrunde ein Limit tiefer (66 kg, klassisch) antretende Alexander Grebensikov her. Auch er hatte mit dem sich tapfer wehrenden Freistil-Altmeister Mario Koch so seine Mühe, so dass der vorab erwartete enge Verlauf Gestalt annahm.
Als in Halbzeit zwei zunächst Maximilian Kahnt (86 kg, Freistil) und dann auch der debütierende und selbst im Angriff befindliche Felix Krieglstein (71 kg, Freistil) verloren, schienen beim bereits eingangs erwähnten 7:14-Rückstand alle Felle davon zu schwimmen. Kahnt war Norman Mahmudov von Jena im Grunde mindestens gleichwertig, kassierte aber eine sehr unglückliche Vierer-Wertung. Doch nun hatten die Zwönitztaler in Kevin Mehlhorn (80 kg, klassisch) einen Rückkehrer in ihren Reihen, der trotz klarer Aktivitäts-Vorteile, die von Kampfrichterin Saskia Buchwald nicht nur in diesem Vergleich viel zu spät anerkannt wurden, noch kurz vor dem Ende die entscheidende Rolle zum 8:0-Punktsieg einfuhr.
So blieb es einmal mehr den beiden Weltergewichtlern vorbehalten, die Begegnung zu entscheiden. Erst war Kapitän Tobias Löffler an der Reihe. Nach gut einer halben Minute hatte er gegen einen völlig indisponierten Eric Lüttich sechs Wertungen und einen 9:0-Vorsprung aufgebaut. Bei einer dabei am Mattenrand erzielten Wertung "zwei", die erst aus der Thalheimer Ecke reklamiert werden musste, kam wieder der Hallensprecher ins Spiel, zeigte gestikulierend "keine Wertung" an. Als der nun mit dem Mute der Verzweiflung angreifende Lüttich eine eigene Aktion ziehen wollte, konterte Löffler und schulterte seinen Gegner zum 14:14-Ausgleich im Mannschaftskampf. Dem Vernehmen nach verletzte sich Lüttich bei der Aktion und war sogar kurzzeitig bewusstlos. Später gaben die Thüringer via Facebook-Mitteilung jedoch glücklicherweise Entwarnung – bei dem aus Zöblitz stammenden Athleten lag keine ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigung vor.
Ralph Piterek (75 kg, Freistil) musste nun "nur" gewinnen, damit der Gesamtsieg unter Dach und Fach wäre. Mit seiner ganzen Routine aus über drei Jahrzehnten Ringkampfsport wehrte er jede Attacke seines deutlich jüngeren Gegners ab, überraschte selbst mit blitzschnellen Aktionen und ließ den Thalheimer Anhang mit Team-Laola lauthals jubeln.
Einzelresultate (ausführlich unter liga-db.de):
57 kg/k: Yordanov – Pinaduz 4:0 (TÜ)
61 kg/F: Ismail – Donu 0:4 (TÜ)
66 kg/k: Koch – Grebensikov 0:3 (PS)
71 kg/F: Germar – Krieglstein 4:0 (SS)
75 kg/k: Lüttich – Löffler 0:4 (SS)
75 kg/F: Popov – Piterek 0:2 (PS)
80 kg/k: Schmiege – Mehlhorn 0:3 (PS)
86 kg/F: N. Mahmudov - Kahnt 2:0 (PS)
98 kg/k: Novák – Dadák 2:0 (PS)
130 kg/F: A. Mahmudov – Dublinowski 2:0 (PS)
Landesliga Sachsen: WKG Pausa/Plauen III – RV Thalheim II 7:22 (Einzelergebnisse)
Mit einem deutlichen 22:7-Auswärtssieg im Vogtland bleibt Thalheims zweite Mannschaft ganz klar auf Medaillenkurs. Sechsmal gingen die Zwönitztaler in Pausa als Sieger von der Matte, erfreulich dabei etwa der kurzrundige Schultersieg des stilartfremd antretenden Youngsters Emil Lehmann (54 kg, klassisch) und der Erfolg des erstmals eingesetzten Brandon-Lee Drechsel eine Gewichtsklasse höher. Drei Altmeister auf beiden Seiten zeigten auch einmal mehr, wie gut es noch geht: Bernd Steudel und Silvio Hoffmann von der WKG und Sven "Ex" Zimmermann vom RVT blieben jeweils klar siegreich. Die Routiniers sorgten auf Pausaer Seite jedoch auch für den einzigen Jubel, ansonsten schwangen ausschließlich die Gäste das Zepter.
Michael Thriemer, 15.10.2017. Fotos: Claudia Lohr-Werner.