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Bericht 14. Kampftag: RV Thalheim – RSK Jugendkraft Gelenau (23.11.19)

Lokalderbys enden mit Sieg und Niederlage

Das vergangene Wochenende hatten es für unsere drei am Meisterschaftsbetrieb beteiligten Mannschaften in der Regional-, Landes- und Jugendliga gehörig in sich. Am Ende standen zwei Siege und eine Niederlage zu Buche. Auch ein unerwartetes Comeback sorgte für Aufsehen.

 
von Michael Thriemer
  
THALHEIM – Werbung für den Ringkampfsport wurde am Ende eines langen Kampftages am vergangenen Samstag im Sportlerheim betrieben, auch wenn am Ende die Gäste das bessere Ende für sich hatten. Vor über 600 Zuschauern, was nicht nur für den RVT seit langen wieder einmal ein volles Haus, sondern auch Saison-Rekordkulisse in der zweithöchsten Wettkampfklasse Mitteldeutschlands bedeutete, gab es spannende Vergleiche zu sehen.

Unter der Leitung von Kampfrichter Vladislaw Grigorjev aus Luckenwalde, der kurioserweise bereits den Hinkampf gepfiffen hatte, waren bereits zum öffentlichen Wiegen zahlreiche Anhänger beider Vereine zugegen. Aus Gelenau hatten sich einige der über 100 Anhänger sogar zu Fuß auf den Weg ins Zwönitztal gemacht. Sie sahen eine zu Beginn wie entfesselnd auftrumpfende Gastmannschaft, die schnell mit 10:0 in Führung ging und die ersten drei Vergleiche klar für sich entscheiden konnte. Fabien Martin (57 kg, klassisch) war dem amtierenden Mitteldeutschen Meister der Junioren und Vize-Mitteldeutschen Meister der Senioren 2019, Abdul Ahmadi, technisch unterlegen. Radek Dublinowski (130 kg, Freistil) mühte sich gegen den dritten der diesjährigen polnischen Meisterschaften, Kamil Wojciechowski, über volle sechs Minuten redlich, musste aber analog dem Hinkampf ein 0:3 nach Punkten hinnehmen. Und Nick Löffler (61 kg, Freistil) wurde vom ehemaligen dritten bei Deutschen Jugendmeisterschaften, Hassan Ismael, beim Stand von 0:10 geschultert.

Erst einem bärenstark auftretenden Chris Schneider (98 kg, klassisch) gelang es, die ersten Zähler für den RVT zu erkämpfen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ständig im Vorwärtsgang ließ er seinem Gegner Martin Hettler nicht den Hauch einer Möglichkeit, Aktionen anzusetzen. Logische, wenn auch aus RSK-Sicht umstrittene Folge, war die Disqualifikation des Gelenauers fünf Sekunden vor dem Ablauf der Kampfzeit. Damit war für den Thalheimer gegen den amtierenden Mitteldeutschen Vizemeister der Männer nicht unbedingt zu rechnen, zeigte aber in welch toller Form er sich befindet.

Weiter verkürzen, zum Pausenstand von 6:10 aus Thalheimer Sicht, konnte Niclas Eichhorn (66 kg, klassisch). Den ständig passiv wirkenden ehemaligen Thalheimer Akteur Daniel Franke überraschte er im ersten Durchgang mit einem sehenswerten Armdrehschwung, der lautstark bejubelt wurde. Direkt darauf folgte ein Takedown, da sich beide Akteure bereits wieder gegenüberstanden – die hierfür erforderliche Wertung zwei blieb jedoch aus. Im zweiten Durchgang verteidigte sich Franke geschickt, hätte aber sicherlich mindestens noch einmal in die Bodenlage geschickt werden müssen.

Somit war schon zu erahnen, dass es letztlich ein ganz knappes Endresultat geben könnte, was beide Trainer auch schon vor dem Vergleich so äußerten. Die Aufholjagd der Drei-Tannen-Städter sollte mit Benjamin Opitz (86 kg, Freistil) beginnen. Und der 23-jährige war bis 15 Sekunden vor dem Ende auch auf einem sehr guten Weg, trotz seines nach wie vor vorhandenen Handicaps, welches aus der in Markneukirchen erlittenen Verletzung resultiert. Abgeklärt sammelte er Wertung um Wertung zum zwischenzeitlichen 8:0, ließ sich aber kurz vor Schluss von seinem bis dato unscheinbar agierenden Gegner, dem ehemaligen Deutschen Jugendmeister Lucas Kästel, einmal von der Matte drängen und gab eine wichtige Wertung ab. Statt 3:0 hieß es 2:0 für Benni, was die Gäste natürlich euphorisch feierten.

Weiter verkürzen konnte Mario Koch (71 kg, Freistil), gegen seinen Trainingspartner Tillmann Germar, Fünfter bei Deutschen Jugendmeisterschaften 2017. Dabei konterte er ganz clever einen Angriff seines Gegners Anfang der zweiten Hälfte. Der RVT war auf 9:10 herangekommen und die letzten drei Kämpfe sollten es in sich haben.

Eine prima Leistung brachte Kevin Mehlhorn (80 kg, klassisch) gegen einen der hoffnungsvollsten sächsischen Nachwuchstalente, Erik Löser, auf die Matte. Gegen den amtierenden Deutschen Juniorenmeister und Siebten der Junioren-Weltmeisterschaften konnte Mehlhorn nach knappem Rückstand Mitte des zweiten Durchgangs zum 1:1 aufgrund aktiverer Kampfweise ausgleichen und lag damit aufgrund der letzten Wertung sogar in Front. Eine kurze Phase der Unaufmerksamkeit nutzte Löser jedoch zu einer Viererwertung, die ihm letztlich den Sieg einbrachte.

Gelenau führte wieder mit drei Zählern Vorsprung, so dass auf Niklas Ohff (75 kg, klassisch) gegen den tschechischen Altmeister, mehrfachen ehemaligen Meister seines Landes und vielfachen EM- und WM-Teilnehmer Tomas Sobecky unter nicht unerheblichem Druck stand. Jede Niederlage von ihm hätte einen Mannschaftserfolg unmöglich gemacht. Doch wie er seine Aufgabe anging, nötigt Respekt ab. Statt abzuwarten, ging Ohff in die Offensive und war der aktivere Mann, war ihm die berechtigte Führung einbrachte. Der Knackpunkt des Duells war eine Aktion unmittelbar nach Wiederanpfiff. Ohff zog einen Wurf, wurde dabei von Sobecky abgefangen. Äußerst umstritten lief der Kampf weiter, anstatt wie vorgesehen bei eigener Aktion abgepfiffen zu werden. Dadurch ging der RSK-Akteur in Führung, die der Thalheimer umgehend ausgleichen wollte. Dabei ging er zuviel Risiko ein, wurde vom Gelenauer abgefangen und auf beide Schultern gedrückt. Der Mannschaftskampf war entschieden.

Im letzten Vergleich konnte sich Lucas Kahnt (75 kg, Freistil) nach gut vier Minuten mit 20:5 Punkten technisch überlegen gegen Rico Richter durchsetzen - auch in diesem Kampf bekamen die Zuschauer noch einem Techniken vom Feinsten gezeigt, übrigens von beiden Athleten. Kahnt überzeugte vor allem mit Beinschrauben, Richter – mehrfacher Deutscher Jugendmeister – konterte einmal sehenswert am Mattenrand.

So jubelten am Ende die Gäste, während der RVT erstmals in einer Saison zwei Niederlagen im Lokalderby hinnehmen musste. Vor toller Kulisse kam seit langem wieder richtig Spannung und Stimmung auf. Den Gästen wurde überwiegend fair gratuliert.


Stimmen zum Kampf:

Daniel Franke (40, RSK):
"Wie schon zuletzt erwähnt kommen wir und ich gern nach Thalheim, man merkt dass die alten Bundesliga-Zeiten, in denen ich hier sicherlich gute Leistungen zeigen konnte, nicht vergessen sind. Unser Erfolg war sehr knapp, aber ich meine verdient. Bei der Aktion von Ohff gegen Sobecky landete der Thalheimer meines Erachtens in der Brücke, so dass nicht abgepfiffen werden musste. Ein Unentschieden hätten sicherlich auch beide Seiten unterschrieben. So macht Ringen Freude."

Mario Koch (41, RVT):
"Wir haben heute zuviele kleine Punkte liegengelassen, hätten den Vergleich trotz aller Widrigkeiten gewinnen können. Die Gäste haben sehr viel investiert und waren heiß, das war von Anfang an zu spüren. Trotzdem freue ich mich persönlich, dass ich nach der Verletzung zu Saisonbeginn wieder in guter Form bin, meine Freundin freut das wohl eher weniger. Mit Tillmann (Germar) trainiere ich jede Woche in Jena."


Einzelergebnisse RV Thalheim – RSK Gelenau 13:16

57 kg/k: Martin – Ahmadi 0:4 (TÜ)
61 kg/F: Löffler – Ismail 0:4 (SS)
66 kg/k: Eichhorn – Franke 2:0 (PS)
71 kg/F: Koch – Germar 1:0 (PS)
75 kg/k: Ohff – Sobecky 0:4 (SS)
75 kg/F: Kahnt – Richter 4:0 (TÜ)
80 kg/k: Mehlhorn – Löser 0:2 (PS)
86 kg/F: Opitz – Kästel 2:0 (PS)
98 kg/k: Schneider – Hettler 4:0 (DQ)
130 kg/F: Dublinowski – Wojciechowski 0:2 (PS)


Landesliga Sachsen: RV Thalheim II – WKG Gelenau II/Chemnitz 36:0 

Mit einer jederzeit überzeugenden Vorstellung hat sich unsere zweite Mannschaft mit einem 27:8-Erfolg auf der Matte, der wegen Übergewichts zweier Akteure der Gäste sowie einer weiteren, unbesetzten Gewichtsklasse in ein 36:0 umgewandelt wurde, vorerst den sechsten Tabellenplatz in der Staffel zurückgeholt und sich bei den Gästen für die unglückliche 16:18-Niederlage im Hinkampf revanchiert. Nahezu unglaublich schien das Comeback von Steffen Richter.

Unter der Leitung des sehr guten Kampfleiters Uwe Richter (nicht verwandt oder verschwägert mit Steffen Richter) aus Taucha und unter den Augen von Joachim Kühn, Präsident des Ringer-Verbandes Sachsen (RVS), gaben die Thalheimer stets den Ton an und zeigten teils sehenswerte Aktionen. So etwa Luca Schneider (96 kg, Freistil), der seinen Gegner Dustin Löser schon vor der Halbzeit über eine Minute kurz einem Schultersieg hatte, hier aber der Gong den tapfer kämpfenden Gelenauer (noch) rettete. Bei der zweiten Aktion, zur Hälfte des zweiten Durchgangs, gab es dann aber kein Entrinnen mehr für den Gegner und Schneider wurde umjubelter Schultersieger.

Auch die Routiniers überzeugten, so etwa Holger Hähnel (87 kg, klassisch) und Sven Zimmermann (79 kg, Freistil), beide fuhren klare Siege ein. Die Jungspunde, Julian Rößler und Emil Lehmann (57/66 kg Freistil) trugen ebenso ihr Scherflein bei, bevor es im letzten Kampf der Partie zu einer "Begegnung der dritten Art" kam. Mehr als 15 Jahre nach seinem Karriereende kam der inzwischen 53-jährige Trainer der Thalheimer und Deutsche Vizemeister des Jahres 1998 –unvergessen sein damaliger Auftritt mit Finalkampf gegen den "Commander" Adam Juretzko – zu einem Comeback. Allerdings trat Richter doppelt gehandicapt an, hatte er sich doch beim Aufwärmen ausgerechnet Luca Schneider als Partner ausgesucht und dabei an der Rippe verletzt. Zudem musste er sich erst ein passendes Trikot suchen, das für ihn angedachte war "etwas zu weit" – zunächst passte das von Jonas Hofmann ausgeliehene nicht, erst das von Justin Nagler war formgerecht. Somit wurde es im Duell mit dem 36 Jahre jüngeren Sohn von Daniel, Felix Franke, im ersten Durchgang eine einseitige Angelegenheit, weil der RVT-Akteur deutlich sichtbare Probleme hatte. Anfangs der zweiten Hälfte gab Richter richtigerweise den Kampf auf, zumal der Teamvergleich längst schon entschieden war.

Einzelergebnisse: liga-db.de


Jugendliga Sachsen: RV Thalheim – KFC Leipzig 12:10

Wie schon im Hinkampf wurde es für unser Jugendliga-Team gegen die Messestädter eine ganz knappe Angelegenheit. Doch aufgrund von fünf Einzelsiegen durch Aiden Drechsel, "Triple B" Boas-Bertram Böttger, Lennard Brunner, Finn Löffler und Jonas Hofmann wurde es am Ende ein verdienter Erfolg und der aktuell dritte Tabellenplatz konnte verteidigt werden.

Eine sehr gute Leistung bot Kampfrichter Luca Schneider, der anschließend mit Jonas Hofmann und dem dieses Mal teamverantwortlichen Trainer Maik Hoeisel nach Beendigung der Kämpfe schnellen Schrittes zum Wiegen der zweiten Mannschaft musste.

Zwei Vergleiche haben unsere Jungs in den kommenden Wochen noch vor der Brust, diese Woche geht es zum nicht zu unterschätzenden Schlusslicht Weißwasser/Cottbus, bevor es am 21.12. gegen Pausa/Plauen wohl zum entscheidenden Kampf um die Medaillen kommen wird.

Einzelergebnisse: liga-db.de

 
 
MT, 28.11.2019.  Fotos: Claudia Lohr-Werner.


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