background
Bericht 12. Kampftag: 1. Luckenwalder SC – RV Thalheim (09.11.19)

Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans – Sieg in Luckenwalde

Unterstützt von einer großen Fanschar haben sich unsere Regionalliga-Ringer am vergangenen Samstag in der einstigen Hochburg des Ringkampfs mit 13:9 durchgesetzt und mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung für die klare Niederlage gegen Markneukirchen in der Vorwoche rehabilitiert. Thalheim II unterlag am Sonntag erneut ganz knapp dem AC Taucha.

 
THALHEIM – Zehn zum Teil hochklassige und auch spannende Vergleiche bekamen die offiziell 126 Zuschauer in der Ausweichhalle der Gastgeber auf der Rudolf-Breitscheid-Straße zu sehen. Die Hälfte davon war aus dem Erzgebirge angereist, und passenderweise konnte der voll belegte Fanbus um Busfahrer Dirk Rosenzweig auch gleich direkt davor parken, so dass die Anhänger nur aussteigen mussten, um sich unter erstaunten Blicken der LSC-Verantwortlichen an den Versorgungsständen vor Ort mit Getränken und Essen eindecken zu können (einem Fan schmeckte sogar der Drehspieß aus der Nachbarschaft) – der Verzehr musste allerdings auch gleich hier stattfinden, denn in der Wettkampfstätte war dies offiziell verboten. Das hatte der Verfasser in fast 30 Jahren auch noch nicht erlebt.

Die Luckenwalder erwiesen sich nicht nur dank alter Bekannter als sehr gute Gastgeber. Neben dem Fan-Urgestein Peter Swietlik (1. LSC-Fanclub 2002) begrüßte man vor Ort natürlich auch LSC-Teamchef und ehemaligen RVT-Akteur Jesko Schröter sowie, als hätte man es geahnt, den amtierenden Veteranen-Weltmeister Thomas Berger, der später im Limit bis 66 Kilogramm selbst noch auf die Matte treten sollte. Insgesamt gesehen sind die ganz großen Zeiten im Fläming wohl erst einmal vorbei, Ringen gehört trotzdem ganz offensichtlich noch zum Kutur- und Sportprogramm dazu.

Sportlich gesehen hatte der LSC personell beinahe alles aufgeboten, was aktuell machbar ist – selbst der lange ausgefallene ehemalige deutsche Spitzenringer Felix Menzel war an Deck. Die Thalheimer indes mussten noch immer auf einige ihrer Stützen verzichten, wenigstens Nick Löffler (61 kg, Freistil) kehrte zurück, und lieferte ebenfalls eine grandiose Leistung ab. Aufgrund genannter Konstellation war den sachkundigen Anhängern selbst beim Pausenstand von 10:1 für die Zwönitztaler klar, dass der Drops noch nicht endgültig gelutscht war. Wie eng es insgesamt zuging, zeigt ein Blick auf die Einzelergebnisse, allein fünfmal endeten die Kämpfe mit einem 1:0 oder 0:1.

Zum Auftakt gelang Fabien Martin (57 kg, klassisch) der erhoffte zweite Saisonerfolg. Gegen den jugendlichen und stilartfremd antretenden Islam Yakhyaev zeigte er sein gesamtes Repertoire an Würfen, Rollen und Bodentechniken und wurde umjubelter Abbruchssieger. Nachlegen sollte und wollte Radek Dublinowski (130 kg, Freistil), der es erneut mit dem aufstrebenden Sportschüler aus Hamburg, Oliver Kock, zu tun bekam. Ganz offensichtlich wurde der Białogarder von einer stark blutenden Wunde am linken Ohr beeinträchtigt, denn er wähnte sich in den letzten Minuten aufgrund einer engen Entscheidung gegen ihn in Führung liegend und griff nicht weiter an. So war der 39-Jährige am Ende regelrecht geschockt, als der insgesamt gut agierende Kampfrichter Jörg Jähnichen (Gelenau) bei der Siegerverkündung den Arm seines Gegner hochielt. Hier wäre sicherlich ein Erfolg möglich gewesen.

Einen ganz starken Kampf lieferte wie schon angedeutet in der Folge der wieder genesene Nick Löffler (61 kg, Freistil). Die Luckenwalder brachten gegen ihn erstmals in der Rückrunde den Spezialisten im freien Ringkampf, Alexander Röll, auf die Matte. Doch nicht etwa der Viertplatzierte der letztjährigen Deutschen Meisterschaften dominierte, im Gegenteil lieferte Löffler in einem Vergleich auf Biegen und Brechen in der eigentlich eher ungeliebten Stilart eine kämpferisch herausragende Leistung ab und gewann durch die letzte Aktivitätszeit beim Stande von 1:1. Wahrlich nicht zu beneiden war auf Seiten der Gastgeber Johannes Schmiege, der laut Aussagen der Einheimischen sogar noch Flüssigkeit aufnehmen musste, um mit 80,3 Kilogramm im klassischen Schwergewicht antreten zu können (es dürfen keine zwei Gewichtsklassen übersprungen werden, was bei unter 80 Kilogramm der Fall gewesen wäre – 80 und 86 Kilogramm wären dann ausgelassen worden). Unser Ondřej Dadák wusste natürlich um seinen Vorteil, ging allerdings nicht überstürzt zu Werke, sondern holte sich unter anderem mit zwei sehenswerten Würfen, einer davon zurecht mit der Höchstwertung "fünf" benotet, nach zwei Minuten den technisch überlegenen Punktsieg.

Somit kam es vor der Pause beim Zwischenstand von 1:9 für Thalheim zu einem Kampf der Generationen, den beide Seiten mit viel Applaus bedachten. 31 Jahre Altersunterschied trennten Luckenwaldes langjährigen Thalheimer Ringer Thomas Berger, der "eigentlich 2000 schonmal aufhören wollte" (O-Ton Thomas Berger) und den seit nunmehr drei Jahren für den RVT antretenden Niclas Eichhorn im klassischen Limit bis 66 Kilogramm. Der 48-jährige amtierende Veteranen-Weltmeister im freien Stil, dazu zweifacher Vizeweltmeister im klassischen, traf dabei auf den Deutschen Meister der Jugend A 2018. Nachdem der junge Thalheimer, vom RC Chemnitz stammend und am Stützpunkt in Leipzig trainierend, von einem Ringkampfexperten Mut zugesprochen bekam, schlug er "Bergsi" mit dessen eigener, gefürchteter Waffe – dem Armdrehschwung. Dreimal kam die mit jeweils einer "Vier" bewertete Technik zum Vorschein, zweimal wurde sie von Eichhorn gezogen – der damit auf die Siegerstraße gelangte und sich über seinen Sieg berechtigt freute, selbstverständlich erneut unter dem Jubel des Anhangs.

Und auch wenn den Drei-Tannen-Städtern im zweiten Durchgang nur noch zwei Siege gelangen und es dadurch wie erwartet nochmals spannend wurde, waren gerade auch die unterlegenen Sportler kämpferisch am Limit. So etwa direkt nach Wiederanpfiff der noch immer angeschlagene Benni Opitz (86 kg, Freistil), der sich den fortwährenden Angriffen des vierfachen Deutschen Nachwuchsmeisters Joshua Morodion erwehren musste. Opitz ließ nur vier Zähler durch Einser-Wertungen gegen sich zu, punktete selbst zweimal und verlor folgerichtig nur mit 0:1. Ebenso eng ging es zwischen Mario Koch (71 kg, Freistil) und dem jungen Alan Golmohammadi zu. Der Luckenwalder Gaststarter aus Potsdam gehört zur nationalen Spitze im Nachwuchsbereich, ist unter anderem amtierender Deutscher Vizemeister der A-Jugend und Teilnehmer des European Youth Olympic Festival, gewann in den letzten Jahren ausnahmslos Medaillen und Turniere im nationalen Bereich. Doch dieses Mal war (noch) der Altmeister stärker, glänzte durch blitzschnelle Konter und hätte eigentlich mit zwei Teampunkten Differenz gewinnen müssen.

Dass im nächsten Kampf unser Kevin Mehlhorn gegen den tschechischen Nationalkader, EM und WM-Teilnehmer 2019 und Spitzenmann des LSC, Oldřich Varga aus Tschechien, einen ganz schweren Stand haben würde, war klar. Aufopferungsvoll stellte er sich dem Angriffsdruck Vargas entgegen, der sich wiederholt statt Bodenlage bei Passivität Mehlhorns für den Standkampf entschied, und hielt die unvermeidliche Niederlage in einem erträglichen Rahmen. Nun war es an Niklas Ohff (75 kg, klassisch), beim Zwischenstand von 5:11 für die Entscheidung zu sorgen. Sogar eine knappe Niederlage hätte sich der Neuzugang gegen den nächsten tschechischen Nationalkader und WM-Teilnehmer 2019, Matous Morbitzer, erlauben können. Alles sprach für einen knappen Kampfausgang, nicht wenige wähnten sogar Morbitzer im Vorteil. Doch nicht nur der Hallensprecher sah einen "intelligent auf der Matte ringenden Niklas Ohff" (O-Ton), sondern auch die Zuschauer. Unter anderem zwei Takedowns entschieden den Vergleich für Ohff, der ganz abgeklärt den Auswärtssieg unter Dach und Fach brachte und mit stehenden Ovationen bedacht wurde.

Damit war beim 13:5 aus Thalheimer Sicht die Messe gelesen. Im letzten Duell des Abends hielt Florian Pohl, der mit deutlichem Gewichtsnachteil den angeschlagenen Lucas Kahnt würdig vertritt, bis zum dritten Kampfviertel gegen den Junioren-Europameister von 2006, Felix Menzel, ausgezeichnet mit. Eine kleine Unachtsamkeit beim Stand von 0:6 kostete dem Hofer jedoch einen Achtungserfolg, so dass Menzel noch Schultersieger wurde.

Auf und neben der Matte wurde dieser Triumph natürlich gebührend gefeiert, selbst bis in die Kabine der Gastmannschaft hinein. Ein Dank gilt an dieser Stelle vor allem der Organisatorin der Busfahrt, Claudia Lohr-Werner und Ehemann Kai-Uwe, dem Busfahrer Dirk mit Frau sowie unserem Sponsor Neuwürschnitzer Fleisch- und Wurstwaren AG für die leckere Verpflegung im Bus.

Einzelergebnisse 1. Luckenwalder SC – RV Thalheim 9:13

57 kg/k: Yakhaev – Martin 0:4 (TÜ)
61 kg/F: Röll – Löffler 0:1 (PS)
66 kg/k: Berger – Eichhorn 0:1 (PS)
71 kg/F: Golmohammadi – Koch 0:1 (PS)
75 kg/k: Morbitzer – Ohff 0:2 (PS)
75 kg/F: Menzel – Pohl 4:0 (SS)
80 kg/k: Varga – Mehlhorn 3:0 (PS)
86 kg/F: Morodion – Opitz 1:0 (PS)
98 kg/k: Schmiege – Dadák 0:4 (TÜ)
130 kg/F: Kock – Dublinowski 1:0 (PS)

Landesliga Sachsen: AC 1990 Tauchau – RV Thalheim II 18:14

Erneut nur knapp musste sich unsere zweite Mannschaft am frühen Sonntagnachmittag in Nordsachsen geschlagen geben. Vier zum Teil hohe Siege reichten nicht ganz, und so zogen die Gastgeber in der Tabelle erst einmal wieder an den Erzgebirgern vorbei.

Bemerkenswert einmal mehr die Leistung von Chris Schneider (125 kg, klassisch), der seinen Gegner Christoph Schinke mit einem Gewichtsnachteil von exakt 30,3 Kilogramm (!) nach 44 Sekunden auf beide Schultern per Wurf über die Brust drücken konnte. Maik Hoeisel (98 kg, Freistil) und der kampflos siegende Holger Hähnel (87 kg, klassisch) brachten den RVT in den oberen Gewichtsklassen klar in Vorteil, allerdings ließ man bis auf den technisch überlegen siegenden Justin Nagler (61 kg) in den unteren Limits Punkte liegen. Zudem musste Marcel Opitz beim Zwischenstand von 14:14 im letzten Vergleich mit einer schweren Knieverletzung verletzt aufgeben. Das gesamte Team wünscht Marcel eine gute Genesung!

Alle Einzelergebnisse aus Taucha gibt es hier: liga-db.de

 
 
MT, 12.11.2019.  Fotos: Claudia Lohr-Werner.


Galerie

Zurück