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Bericht 2. Kampftag: FC Erzgebirge Aue – RV Thalheim (17.09.22)

Auer Taktik gibt den Ausschlag

Manchmal kommt es auch im Ringen auf den richtigen Schachzug an. Im Regionalliga-Derby zwischen dem FC Erzgebirge und dem RV Thalheim hatten die Gastgeber bei der Aufstellung das glücklichere Händchen.


Einzelergebnisse: Regionalliga | Landesliga

 
von Anna Neef („Freie Presse“ vom 19.09.22)
 

THALHEIM – Viel deutlicher als erwartet ist das Derby zwischen den Ringern aus Aue und Thalheim in der Regionalliga Mitteldeutschland ausgegangen. Galt es doch als Duell der Favoriten. Doch weil der RV aus der Tannen-Stadt beim FC Erzgebirge am Sonnabend gleich zwei Klassen unbesetzt lassen musste, gilt es den Regeln nach gar nur als Freundschaftsvergleich und ging mit 40:0 an die Veilchen. Regulär sah es für die Gäste nicht viel besser aus. Sie verloren mit 4:26 – und haben vielleicht noch mehr Personalsorgen als vorher. Aue indes taktierte clever und siegte höher, als vermutet.

Sichtlich niedergeschlagen rang Thalheims Trainer Steffen Richter nach Worten. „Mit einer Niederlage habe ich gerechnet“, sagte er. „Dem breiten und ausgeglichenen Kader von Aue können wir nicht viel entgegensetzen.“ Weil er den verletzten Tim Hamann nicht kompensieren konnte, blieb eine Gewichtsklasse von vornherein frei. Dass Richter eine zweite unbesetzt lassen und die Niederlage damit bereits vor Kampfbeginn quittieren musste, war der Taktik von Aues Trainer Björn Schöniger geschuldet. So wäre es im 80-Kilogramm-Limit der Freistiler zum Duell zwischen Tony Lehmann und Landestrainer Zsombor Gulyas gekommen. Letzterer trat gegen seinen eigenen Schützling aber nicht an (Anm. d. Red.: da ihm dies von seinem Arbeitgeber, dem Olympiastützpunkt Leipzig untersagt worden war). „Mein Plan hat funktioniert“, so Schöniger, der für diesen Schachzug seitens der Gäste viel Kritik erntete. Das rührte ihn wenig. „Wir sind im Mannschaftsringen. Und es ist das Erzgebirgsderby. Da will jeder für sein Team das Beste rausholen.“

Deshalb ließ er Lehmann nicht aufs 75er-Limit abspecken, sondern stellte ihn in die 80 und dafür William Stier in die 75. Thalheim hätte sowohl Gulyas als auch Maximilian Kahnt in der 75 stellen können. „Also gab ich William eine Trinkflasche und eine Semmel in die Hand. Tony ließ ich die Schwitzjacke anziehen.“ Eine Täuschung, die Thalheim eiskalt erwischte. „Ich hatte eine Chance von 50:50 – und habe den Zonk gezogen. So ist das eben“, sagte Richter. Aue habe sich nicht in die Karten schauen lassen. „Trotzdem wollten wir im Derby ordentlich abliefern und keine Verletzten beklagen.“ Ob der Wunsch in Erfüllung geht, ist offen. Denn Florian Pohl musste gegen Philipp Herzog wegen Problemen mit dem Rücken abbrechen. Richter: „Es wäre fatal, wenn wir in den mittleren Gewichtsklassen einen weiteren Langzeitverletzten hätten.“

Mit den anderen Duellen war der RV-Coach zufrieden. Chris Schneider hob er hervor, der sich im Superschwergewicht gegen Routinier Nico Schmidt super aus der Affäre zog. Trotz 30 Kilogramm weniger auf den Rippern unterlag der Thalheimer nur 0:2. Daniel Franke lieferte sich mit Aues Steven Ecker ein packendes Duell. Nur eine kleine Unkonzentriertheit kostete den Ex-Gelenauer den Sieg. „Gegen den alten Hasen kann es immer eklig werden“, bestätigte Schöniger. Am Ende siegte Ecker mit 4:1. Die anderen Kämpfe, vor allem gegen die Ungarn der Gastgeber, hatte Richter nicht anders erwartet. „Das ist ein himmelweiter Unterschied.“

Schöniger betonte aber: „Steht Thalheim voll, wird es viel enger.“ Überrascht habe ihn in den eigenen Reihen William Stier. „Sein Gegner Maximilian Kahnt ist ein sehr guter Ringer. Doch Willy hat ihn müde gemacht und genervt, weil er sich viel bewegt.“ Franco Büttner schlug sich gegen Radoslaw Dublinowski wacker. „Das war nicht unbedingt zu erwarten.“ In den Dienst der Mannschaft stellte sich aus Veilchen-Sicht Lenny Mantau, der im Fliegengewicht und im ungeliebten Freistil Thalheims Adam Bienkowski nicht viel entgegenzusetzen hatte. Ein weiterer Taktik-Zug von Aue zahlte sich im 71er-Limit aus. Sechs Kilogramm speckte Robert Schröder ab. „Dass wir ihn gegen Leon Lange stellen, ahnte auch keiner.“ Trotz aller Tiefstapelei: Spätestens jetzt gilt der FCE als Überflieger der Liga.


Anna Neef („Freie Presse“ Stollberg), 19.09.2022. Fotos: Claudia Lohr-Werner.
 

 

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