Bericht 9. Kampftag: RV Thalheim – FC Erzgebirge Aue (05.11.22)
Das Bestmögliche herausgeholt
Die Regionalliga-Ringer des RV Thalheim haben sich am Samstagabend zuhause gegen Spitzenreiter Aue teuer verkauft. Zwar ging das Duell mit 8:20 verloren, doch richtig sauer war am Ende niemand.
Einzelergebnisse: Regionalliga | Landesliga
THALHEIM – Am Ende herrschte im Sportlerheim traute Glückseligkeit. Thalheimer und Auer Ringer hüpften gemeinsam Arm in Arm über die Matte, auf der sie sich kurz zuvor noch duellierten. Von Rivalität war nichts mehr zu spüren. Die einen freuten sich über ihren achten Saisonsieg und ihre weiterhin makellose Bilanz in der Regionalliga, die anderen darüber, dass sie dem haushohen Favoriten acht Punkte abringen und immerhin vier Duelle für sich entscheiden konnten. „Derbys sind einfach das Salz in der Suppe“, entfuhr es Gäste-Coach Björn Schöniger vom FC Erzgebirge. „Und es ist immer schön, alte Weggefährten wiederzutreffen.“
Zum Beispiel Chris Schneider, der früher selbst für die Veilchen gerungen hat, mittlerweile aber zum Inventar des RV Thalheim gehört. Der 26-Jährige hatte im 98-Kilogramm-Limit eigentlich gegen Aues U-20-Vize-Europameister Connor Sammet ringen sollen – ein Vergleich, auf den sich nicht nur Thalheims Coach Steffen Richter gefreut hatte. Doch daraus wurde nichts. „Connor hat eine Hauterkrankung. Da habe ich ihn lieber draußen gelassen“, so Schöniger. Stattdessen warf er den letztjährigen WM-Fünften und Greco-Spezialisten Laszlo Szabo ins Geschehen – und der Ungar ließ Schneider, der noch dazu nicht seinen besten Tag erwischte, keinerlei Chance.
Die klare Niederlage von Schneider bedeutete den ersten Rückschlag für die Gastgeber, die dem Tabellenführer anfangs gut Paroli boten. Gleich zum Auftakt setzte sich Neuzugang Filip Bartosik (57 kg) gegen Steven Ecker durch – ein zäher Kampf, in dem der 17-Jährige dank der letzten Wertung die Nase vorn behielt. Als unmittelbar danach auch noch Dominik Klann das Duell der Superschwergewichtler für sich entschied, waren die Zuschauer in der rappelvollen Halle, jedenfalls sofern sie es mit den Thalheimern hielten, vollständig elektrisiert. Der 24-Jährige, im Vorjahr noch in Werdau aktiv, dominierte den bundesligaerfahrenen Nico Schmidt über die gesamten sechs Minuten. „Ich wusste, dass er gewinnen kann, aber diese Überlegenheit hat mich überrascht“, sagte RV-Coach Steffen Richter. Beide Athleten posierten hinterher für ein gemeinsames Foto. „Das war unser zweites Duell. Das erste hat Nico gewonnen, nun war ich dran“, freute sich Klann. Sein persönliches Ziel sei es, ohne Niederlage durch die Saison zu kommen – bislang liegt er auf Kurs.
Die übrigen zwei Thalheimer Siege gelangen dem bärenstarken Cezary Sadowski (86 kg), der im Gegensatz zur Vorwoche diesmal auch das passende Gewicht mitbrachte, gegen Franco Büttner und Maximilian Kahnt. Letzterer bestritt gegen Deward Stier das finale Duell des Abends und sorgte für einen versöhnlichen Abschluss für die Gastgeber.
Um den Auer Sieg ernsthaft in Gefahr zu bringen, reichten die Thalheimer Bemühungen nicht. Zu überlegen präsentierten sich die Veilchen. So überrollte Gul Hussain Adel (61 kg) seinen Kontrahenten Oskar Kolonko – nach 1:14 Minuten war Schluss. Philipp Herzog (71 kg) und Krisztian Jäger (80 kg) mussten zwar über die volle Distanz gehen, taten dies aber in beeindruckender Souveränität. Und auch Philipp Nguyen setzte sich im 66-Kilogramm-Limit deutlich gegen Routinier Daniel Franke durch. Die Gelenauer Vereinslegende, die es in Thalheim noch einmal wissen will, wehrte sich nach Kräften und haderte hinterher mit sich. „Schade. Ich hätte Philipp gern ein wenig mehr in der Bodenlage gehabt. Dann wäre vielleicht was gegangen.“
Mit seinen 43 Jahren war Franke freilich mitnichten der älteste Akteur auf der Matte. Diese Ehre gebührte Steffen Richter, der sich im greisen Ringeralter von 56 Jahren aus Personalnot bereits zum dritten Mal in dieser Saison zur Verfügung stellte – und gegen Robert Schröder letztlich klar den Kürzeren zog. Zufrieden war er dennoch. „Ich habe im Stand keine technische Wertung abgegeben.“ Auch das Mannschaftsergebnis sei absolut respektabel.
Björn Schöniger konnte mit dem 20:8 ebenfalls leben. „Bei uns haben einige gefehlt, im Vergleich zum Hinkampf etwa Connor oder William Stier.“ Eigentlich, räumte er unumwunden ein, „könnten wir mit unserem Kader auch in der 2. Liga problemlos mithalten.“