Bericht 2. Kampftag: RV Thalheim – KFC Leipzig
Heimauftakt hätte spannender nicht sein können
Am zweiten Kampftag der 2. Ringer-Bundesliga empfing der Ringerverein Thalheim den Kampfsport- und Fitnessclub (KFC) aus Leipzig – und konnte nach dem Auftakterfolg vor Wochenfrist in der Fremde auch in heimischen Gefilden punkten. Thalheim II verlor indes das Lokalderby gegen den AC Auerbach, während sich die Jugendliga-Wettkampfgemeinschaft Lugau/Thalheim gegen eine WKG aus dem KFC und SAV Leipzig sowie dem AC Taucha durchsetzte.
von Michael Thriemer
THALHEIM – Gleich im ersten, vorgezogenen Duell, zwischen dem gerade erst von der Junioren-WM zurückgekehrten Thalheimer Benjamin Opitz (86 kg, Freistil) und dem Leipziger Gagik Egiazarian wurde deutlich, wohin die Reise an diesem Abend gehen könnte. Der junge Thalheimer griff unentwegt an, der erfahrene KFC-Akteur hielt mit viel Kampfgeist dagegen und ließ nur einen knappen Punktsieg Opitz' zu.
Die Gemüter in Wallung brachte der Vergleich in der schwersten Gewichtsklasse. RVT-Neuzugang Ondřej Dadak aus Tschechien offenbarte sein Potenzial. Der 17-Jährige ging gegen seinen 14 Jahre älteren und vor allem 10 Kilogramm schwereren Landsmann Vojtech Kukla in Führung, musste aber 25 Sekunden vor Ablauf der 6-minütigen Kampfzeit eine umstrittene Wertung zwei am Mattenrand gegen sich hinnehmen. Kukla, der dem abgeklärt agierenden Erstliga-Referee André Schedler schon auf der Matte mehrfach seinen Unmut über dessen (Passivitäts-)Entscheidungen kundtat, verhöhnte unerklärlicherweise das pfeifende Publikum und war dafür mit einer gelben Karte bei der Verabschiedung noch gut bedient. Den engen Halbzeitstand von 6:5 für die Drei-Tannen-Städter ermöglichte auch ein starker Peter Haase (61 kg, klassisch), der zum ersten Mal auf den starken Moldawier Ion Lefter (5. der Junioren-WM 2014) traf und ihn knapp nach Punkten schlagen konnte.
Noch vor dem ersten Pfiff hatte es zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen gegeben, so etwa für die Teilnehmer an Deutschen und Internationalen Meisterschaften. Höhepunkt war jedoch die Auszeichnung mit der goldenen Ehrennadel des Landesportbundes für den langjährigen Abteilungsleiter, Vereinsvorsitzenden und Schriftführer André Schmidt. Besonderen Anstrich erhielt dessen Ehrung deshalb, weil er sie direkt aus den Händen des LSB-Präsidenten Ulrich Franzen in Empfang nehmen konnte. Franzen hatte sich nach einem Rundgang durch die vor sechs Jahren erschaffene Trainingshalle im Vereinshaus, begleitet vom Präsidenten des Ringer-Verbandes Sachsen (RVS), Joachim Kühn, und RVT-Jugendwart Tino Korb durchaus angetan gezeigt. "Hier einmal live vor Ort einen Ringkampf mitzuerleben, ist schon recht beeindruckend und auf jeden Fall besser als im Fernsehen", so der Dresdner.
Er konnte sich dann auch in Durchgang zwei bei heißen Temperaturen im Sportlerheim, denen die Tanzladys aus Jahnsdorf mit ihren Einlagen noch zuträglich waren, von weiteren sportlichen Höhepunkten beeindrucken lassen. Nachdem der Ungar Erik Szilvássy (86 kg, klassisch) als weiterer Neuzugang nun auch die Heimfans überzeugte, war der vorletzte Vergleich des Abends wohl mitentscheidend. Den insgesamt sechsten RVT-Erfolg fuhr William Stier (75 kg, Freistil), neu aus Werdau ins Boot geholt, nach Rückstand und einer Energieleistung kurz vor dem Ende umjubelt über Alexander Hast ein – und ermöglichte dem unter Woche angeschlagenen Tobias Löffler im letzten Duell etwas ruhigeres "Arbeiten".
Vor dem Einsatz von Tobias Löffler standen jedoch einige Fragezeichen, denn eine Erkrankung setzte ihm mächtig zu, so dass dieser Leistung gegen Leipzigs Max Stuhr umso mehr Respekt gezollt werden muss. Der Mannschaftskapitän durfte nicht mehr als drei Mannschaftspunkte abgeben, schaffte dies auch und heimste dafür Lob von Joachim Kühn ein. "Tobias hat das nach anfänglichem Rückstand gut gemacht und sich besser eingestellt. Alles in allem ein sehr schöner Abend hier in Thalheim", so der 64-Jährige.
Einzelresultate, RV Thalheim - KFC Leipzig 12:11
57 kg/f: Baumann – A. Bienkowski 0:4 (TÜ)
61 kg/k: Haase - Lefter 1:0 (PS)
66 kg/f: Takunow - Iwanow 0:4 (TÜ)
66 kg/k: Grebensikov - A. Brömme 2:0 (PS)
75 kg/f: Stier - Hast 1:0 (PS)
75 kg/k: Löffler - Stuhr 0:2 (PS)
86 kg/f: Opitz - Egiazarian 2:0 (PS)
86 kg/k: Szilvássy - Zymara 3:0 (PS)
98 kg/f: Dublinowski - Richtsteig 3:0 (PS)
130 kg/k: Dadák - Kukla 0:1 (PS)
Derby-Sieg geht an den SV Auerbach
Im Vorkampf der Regionalliga Mitteldeutschland stand es am Ende 10:18 für den Gast, ein Unentschieden wäre jedoch für die Thalheimer möglich gewesen. Obwohl die Einheimischen nur drei Duelle für sich entschieden, genau wie bei den Auerbachern gab es eine unbesetzte Gewichtsklasse, wären dafür jedoch drei statt nur zwei volle vier Teampunkte notwendig gewesen. Der Armenier Khoren Kasryan (61 kg, klassisch), Neuzugang aus dem Vorjahr und lange aufgrund eines Unfalls nicht einsatzfähig, hatte den Erfolg nach drei sehenswerten Vierer-Wertungen gegen Moses Stoppira fest im Visier. Doch ein Moment der Unaufmerksamkeit und das Gefühl des sicheren Sieges ermöglichten dem Gast einen so nicht engeplanten Schultersieg.
Auf der Matte punktete für den RVT dann nur noch Alois Stürmer (75 kg, klassisch), während der Gast aus Auerbach weiterhin auf seine beiden starken Klassik-Experten aus Tschechien Ludèk Konvicny und Artur Omarov (86 und 130 kg) bauen konnte. Konvicny konnte gegen Thalheims Vereinschef Holger Hähnel erst nach der Pause davonziehen. Den Stempel auf die Begegnung drückte der Routinier und ehemalige Thalheimer, Ralph Piterek, der mit gezielten, wohldosierten Aktionen Thalheims Maximilian Kahnt (noch) knapp in Schach halten konnte.
Jugendliga-Wettkampfgemeinschaft gewinnt
Schon am späten Nachmittag gab es in der Jugendliga Mitteldeutschland im Vergleich zwischen der WKG Lugau/Thalheim und einer WKG aus dem KFC und SAV Leipzig sowie dem AC Taucha, den ein oder anderen Leckerbissen zu beobachten. Dabei fiel das Ergebnis erst gegen Ende deutlich für die Gastgeber aus. Bis zur Hälfte der neun ausgetragenen Duelle (einmal kampflos) hatten noch die Nordsachsen geführt. Doch drei kurzrundige Schultersiege von dem DM-Sechsten Emil Lehmann, Moritz Frey und Jonas Scheermesser wendeten das Blatt zugunsten der von Enrico Lauterbach und Tino Korb betreuten einheimischen WKG. Nick Schneider und Finn Löffler punkteten zudem in den leichtesten Limits.
Michael Thriemer, 10.09.2016. Fotos: SK Fotografie Sachsen